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te er das Knochensystem, weshalb er den Wert der Profilansicht betonte, wodurch
die zeitgenössische Silhouettenkunst in Mode kam.
Wir legen der neunteiligen Würfelkon-
struktion derart zerlegte Kopfprofil-
ansichten von Voss zugrunde, die auf
die Würfelkonstruktion aufgetragen
sind und die der Besucher durch Dre-
hen der Würfel selbst zusammensetzen
kann. Dies soll den Besucher anregen,
selbst ein Voß-Bildnis zu formen. Si-
cher erkennt er in allen von uns hierfür
ausgewählten Bildern Johann Heinrich
Voß
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, dennoch sind alle verschieden,
wesentlich verschieden. Es kommt auf
den Besucher an, die in der Zitatenga-
lerie mitschwingende Auseinanderset-
zungsenergie auf die eigene haptische
Bildfindung zu beziehen (Abb. 3). Die
umlaufend im Raum gebotenen Zitate
von Zeitzeugen reflektieren die unter-
schiedlichen Darstellungsmöglichkei-
ten des Porträts.
Kabinett 2: Penzlin. Hier bin ich zu Hause. Plafond Wandcollage
Eine großformatige Wandkollage zeigt eine Schankwirtschaftsszene, die große
Straße in Penzlin als Ort des Durchzugs preußischer Truppen, einen Fußball kik-
kenden Jungen mit einer Aischylos-Ausgabe in der Hand, die Robinsonadenlite-
raturen „Robinson Crusoe“ und „Die Insel Felsenburg“ liegen wie Shakespeares
Dramen zerlesen (Lesespuren!) am Boden. Hier ist für den Besucher, insbesonde-
re für den jugendlichen, erfahrbar: Voß ist keineswegs ein schwächlicher Junge,
für den Bücher lediglich Rückzugsorte sind. Er ist körperfest, sportbegeistert, er
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J
. H. Voß. Porträt, gemalt von Georg Friedrich Adolph Schöner 1797 zu Halberstadt, Öl auf Lein-
wand; Antoine Jaques Dominique Rochette: J. H. Voß. Modelliertes Porträtmedaillon in Biskuit-
porzellan; Friedrich Carl Gröger (Zeichner) und Johann Danie Laurenz (Stecher): Porträt J. H. Voß,
Punktierstich; J.H. Voß, 1822, Kupferstich, ausgeführt von Albert Schule; Jakob Wilhelm Roux
(1771-1830), Porträt von J.H. Voß, 1826, Öl auf Leinwand; J. H. Voß. Sepiazeichnung von Joseph
Nicolaus Peroux; Gestochenes Porträt von J.H. Voß, Leipziger „Illustrierte Zeitung“ 1882. Quelle:
Digitaler Porträitindex:
Abb. 3 – Würfel