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Benndorf erwähnte auch den soeben in den Athener Mitteilungen erschienenen
Vortrag von Ulrich Köhler
73
, akzeptierte aber die von diesem „aufgestellte Hy-
pothese, dass die Objecte in den Gräbern von einem barbarischen Seeräubervolk,
und zwar von den kleinasiatischen Karern herrühren und aus der Zeit des karisch-
phönizischen Einflusses auf die Anfänge der griechischen Cultur stammen“
74
, nur
zum Teil.
Zum Zeitpunkt des Vortrages waren Benndorfs Nachforschungen zu den Masken
schon großteils abgeschlossen, doch war das Ergebnis so umfangreich geworden,
dass es die Länge eines Beitrages in den Archæologisch-Epigraphischen Mitthei-
lungen bei weitem überstieg. Er hatte sich daher entschlossen, sein Manuskript der
philosophisch-historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
vorzulegen, und ihr deshalb mit Schreiben vom 1. Jänner 1878 einen Kostenvor-
anschlag bezüglich der zu erwartenden Ausgaben für die Illustrationen seines Auf-
satzes über „Antike Gesichtshelme und Sepulcralmasken“ unterbreitet. Bereits am
nächsten Tag wurde eine Kommission bestehend aus Eduard von Sacken, Fried-
rich von Kenner und Ernst von Birk eingesetzt, die mit Gutachten vom 14. Jänner
die Aufnahme des Beitrages in die Denkschriften der philosophisch-historischen
Klasse und die Übernahme der Kosten empfahl.
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Die Rechnungen über originale
Zeichnungen und Photographien legte Benndorf am 28. Juli vor, seinen Aufsatz
schon einige Wochen früher in der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse
am 3. Juli 1878. Er erschien in den Denkschriften 28.1 (1878) S. 301–375 und
umfasste 12 Figuren im Text und 17 Tafeln im Anschluss. Gleichzeitig wurde ein
Sonderdruck produziert
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und das Werk im Anzeiger der Akademie bekannt ge-
macht.
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Die Publikation fand international hohe Beachtung, da Benndorf, wie etwa Ale-
xander Conze in seinemAntrag zur Wahl Benndorfs zum korrespondierenden Mit-
73
Köhler 1878.
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MÖMKI 153/1878. Vgl. dazu den Brief Ulrich Köhlers aus Athen an Otto Benndorf, 19. Mai 1878
(ÖNB, HAD: Autogr. 649/16-26): „Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte über meinen Vortrag.
Daß Sie Bedenken tragen sich mir anzuschließen finde ich ganz natürlich; glaube aber, daß Ihnen
die Sache in etwas anderem Lichte erscheinen würde, wenn ich mündlich Ihnen darüber verhandeln
könnte.“
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Vgl. den Brief eines der Gutachter, Eduard Freiherr von Sacken, aus Wien an Otto Benndorf, 19.
Jänner 1878 (ÖNB, HAD: Autogr. 657/44-13): „Ihre Angelegenheit in betreff der Sepulcral-Mas-
ken wurde von der hist.phil. Classe der Akademie in der Sitzung vom 16. dahin entschieden, daß,
sobald Sie erklärt haben werden, daß Sie die Abhandlung für die Denkschriften bestimmen, die
Ausführung der XVIII Tafeln in der angegebenen Weise (die beiden ersten auch in Phototypie)
genehmigt und Sie mit der Leitung derselben betraut werden.“
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Benndorf 1878a.
77
AnzWien 1878, Nr. 17, S. 71–73.