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vorhistorischer Zeit betrifft, die möglicher Weise auf die Gewænder aufgenæht
wurden, so enthalten die antiquarischen Sammlungen zu Zürich, Bern, Biel, Lau-
sanne etc. mancherlei Dinge aus den Pfahlbauten, die als Schmuck in der angege-
benen Art gedient haben können. Auf den beiliegenden Blættern finden Sie einige
dieser Gegenstænde skizziert. Die kleinen Schælchen [...] aus Bronze die wir in
großer Zahl besitzen, sind unzweifelhaft solche Schmuckblættchen gewesen, und
Herr Professor Virchow aus Berlin, der eben unsere Sammlung betrachtet, sagt
mir, daß in dem Museum zu Prag ein Stück Gewand liege, das ganz mit solchen
Plættchen bedeckt sei.“
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Im September 1877 korrespondierte Benndorf mit Studienrektor Dr. Ludwig
Schiller aus Ansbach bezüglich eines in Weißenburg im Nordgau (Bayern) ge-
fundenen Visierteiles
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, und im Dezember mit der Prähistorikerin und damali-
gen Kustodin, später auch Direktorin des Schleswig-Holsteinischen Museums
vaterländischer Alterthümer in Kiel, Johanna Mestorf, die ihm sehr ausführlich
antwortete.
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Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, die noch um etliche Korrespondenzen
erweitert werden könnte
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, dass Benndorfs Anliegen eine möglichst vollständi-
ge Sammlung und Vorlage des Materials war, die er bereits in einem Brief an
Michaelis vom 27. Mai 1877 angesprochen hatte: „Für eine Untersuchung wie
diejenige es ist, die ich mir nicht gewählt habe sondern die mir eine Vereinigung
glücklicher Zufälle anvertraut hat, ist Vollständigkeit erste Pflicht, was Sie mehr
als andere ebenso ansehen werden.“
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Gleichzeitig war es ihm mangels verfüg-
barer Vorarbeiten, auf die er hätte zurückgreifen können, bewusst, dass das Ma-
terial nicht einmal „im Wesentlichen für abgeschlossen gelten dürfe“
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; und das,
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Brief Ferdinand Kellers aus Zürich an Otto Benndorf, 17. September 1877 (Privatbesitz). Vgl.
Benndorf 1878a, S. 8 Anm. 2.
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Brief Ludwig Schillers aus Ansbach an Otto Benndorf, 17. September 1877 (Privatarchiv), mit
Angabe älterer Publikationen, die er dem Schreiben beigelegt hatte. s. dazu Benndorf 1878a, S. 28f.
Nr. 20. Vgl. dazu auch die brieflichen Notizen von Carl Schnizlein, Sekretär des historischen Ver-
eins für Mittelfranken, aus Ansbach an Otto Benndorf, 4. Februar 1878 (Privatarchiv).
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Briefe Johanna Mestorfs aus Kiel an Otto Benndorf, 5. und 11. Dezember 1877 (Privatarchiv). Vgl.
Benndorf 1878a, S. 12f. Nr. 11 Taf. XV, 3a.b.
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Im Privatarchiv finden sich noch weitere Korrespondenzen zu Benndorfs ‘Maskenpublikation’,
zum Beispiel mit Karl August von Cohausen in Wiesbaden, Johannes Döll in Petersburg, Hieronim
Feldmanowski in Posen, Victor Godard-Faultrier in Angers, Adolf Klügmann in Rom, Ludwig Lin-
denschmit in Mainz, Olivier Rayet in Paris, Alfred Schöne in Paris, J. da Silva in Lissabon, August
Speyer in Arolsen.
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Brief Otto Benndorf aus Prag an Adolf Michaelis, 27. Mai 1877 (DAI Berlin, Archiv, Nachlass
Adolf Michaelis).
53
Benndorf 1878a, S. 4.