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Rom kannte, nähere Details zu den mykenischen Maskenfunden von Heinrich
Schliemann zu erfahren, erhielt aber von ihm im Juni 1877 mitgeteilt: „Es tut mir
sehr leid, daß ich Ihren Wunsch in Bezug auf die Masken von Mykenä jetzt nicht
erfüllen kann. Schliemann hat sich hier ausbedungen, daß ohne seine Erlaubniß
weder Notizen noch Zeichnungen nach den von ihm ausgegrabenenAlterthümern
gemacht werden dürfen. Wie Sie vielleicht aus den Zeitungen wissen ist Schlie-
mann jetzt nicht [in] Athen. Sein Buch soll soviel ich weiß noch im Laufe des
Sommers erscheinen. Ich werde dafür Sorge tragen, daß wenn die Publikation
sich in die Länge zieht und Schliemann hieher zurückkehrt Ihr Wunsch erfüllt
wird.“
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Aus Palermo erhielt Benndorf von seinem „antico amico“ Saverio Cavallari einen
Publikationshinweis zu einer Maske aus Basalt, die er 1867 auf seiner Sizilien-
reise als Stipendiat bei diesem gesehen hatte
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, und aus Berlin durch Georg Treu,
damals Direktorialassistent an den Königlichen Museen zu Berlin, nähere Anga-
ben zu einer in Köln gefundenen Maske.
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Ferner bekam er aus Berlin einen von
Albert Frisch hergestellten Lichtdruck einer in Berlin aufbewahrten Maske, die
Benndorf erstmals 1875 bei einem Kunsthändler in Athen gesehen hatte.
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Dass sich Benndorf in dieser Sache kurz vor seiner Übersiedlung aus Prag nach
Wien auch an Ferdinand Keller, den Entdecker der Pfahlbauten und Gründer
der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, gewandt hatte, den er aus seiner Zeit
als Professor in Zürich sehr gut kannte, wissen wir aus einem Brief vom 14.
September 1877: „Sind Ihnen in der Schweiz oder sonst Masken aus Metall
Thon oder Glas vorgekommen, die auf den Gesichtern der Todten lagen? Die
Schliemann’schen Funde haben mich veranlaßt das diesbezügliche sehr reichhal-
tige noch kaum beachtete aber leider in allen Winkeln steckende archaeologische
Material zu sammeln und demnächst herauszugeben. Darunter manche Rätsel,
wie für Sie geschaffen.“
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Ferdinand Keller antwortete umgehend, nannte ihm die
Grunddaten seiner insgesamt acht Masken (sechs „aus Graebern von Piedimonte
bei Neapel“ und zwei „aus einem Grab von Cumae“) und wies Benndorf überdies
auf kleine metallene Plättchen aus Pfahlbauten hin: „Was die Metallplættchen aus
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Brief Ulrich Köhlers aus Athen an Otto Benndorf, 23. Juni 1877 (ÖNB, HAD: Autogr. 649/16-25).
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Brief von Saverio Cavallari aus Palermo an Otto Benndorf, 4. Juni 1877 (Privatarchiv). Vgl.
Benndorf 1878a, S. 68.
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Brief Georg Treus aus Berlin an Otto Benndorf, 6. Juni 1877 (Privatarchiv). Vgl. Benndorf 1878a,
S. 40 Nr. 31 Taf. XIV, 3.
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Brief Georg Treus aus Berlin an Otto Benndorf, 13. Juli 1877 (Privatarchiv). Vgl. Benndorf
1878a, S. 36 (zu Nr. 26) Taf. XVII.
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Brief Otto Benndorfs aus Prag an Ferdinand Keller, 14. September 1877 (Staatsarchiv des Kantons
Zürich, Nachlass Ferdinand Keller, W I 3, AGZ 174, 36 [1877–78]).