Background Image
Previous Page  291 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 291 / 500 Next Page
Page Background

291

obwohl er beim Zusammentragen der Objekte die Hilfe so zahlreicher Kollegen

in Anspruch nahm.

54

Lediglich auf eine Korrespondenz möchte ich noch kurz eingehen, nämlich auf

jene mit Wilhelm Gurlitt, seit Juli 1877 außerordentlicher Professor der klas-

sischen Archäologie und der realen Fächer der klassischen Philologie in Graz.

Gurlitt war von Conze über Benndorfs Forschungsvorhaben in Kenntnis gesetzt

worden und wies ihn auf Masken aus Cumae in Zürich hin

55

, nicht wissend, dass

sich Benndorf wegen dieser schon einige Wochen zuvor an Carl Dilthey gewandt

hatte. Dieser hatte daraufhin Hugo Blümner gebeten, Benndorf Photographien und

genauere Auskünfte über jene zwei weiblichen Masken aus einem Grab in Cumae

zukommen zu lassen, die Dilthey 1876 vom Kunsthändler Barone in Neapel für

die Sammlung der antiquarischen Gesellschaft in Zürich erworben hatte.

56

Anlass für ein weiteres Schreiben Gurlitts an Benndorf waren dann Schliemanns

Funde in Mykene, zu denen sich Gurlitt im Jänner 1878 folgendermaßen äußerte:

„Nach den Funden Schliemann’s in Mykenai bedarf die Aufstellung Conzes’s über

den ältesten Vasenstil

57

, wie mir scheint, eine Revision: doch ist mir noch nicht

recht klar, wohin man mit den Thongefäßen mit dem wirren Geschlinge – Pflan-

zenmotive – soll. Aus dem Brit[ish] mus[eum] hatte ich mir schon ähnliche aus

Rhodos angemerkt.

Eine Notiz über einen Vortrag U[lrich] Köhler’s über die Schliemanniana

58

geht

durch die Zeitungen, nach welchen er auf karischen Ursprung hingedeutet hat. So-

viel scheint mir jedenfalls richtig, daß die orientalischen Einflüsse, welche in Myke-

nai hervortreten, nicht über Phönicien, sondern über Kleinasien gekommen sind.“

59

54

Nicht alle konnten freilich mit Informationen dienen, vgl. z. B. den Brief des in Millstatt zur Som-

merfrische weilenden Leiters des Münz- und Antikenkabinetts am Joanneum in Graz, Friedrich

Pichler, an Otto Benndorf, 26. Juli 1877 (Privatarchiv): „Auch wenn ich gerade soviel Bibliotheken

bei mir hätte als Wellen und Berge, so müßt’ ich doch aufrichtig sagen: weder in irgend einem Mu-

seum Tirols, Kärntens, Krains, Steiermarks habe ich von antiken Gesichtsmasken etwas gesehen

noch gelesen, noch ist mir überhaupt von und nach den schliemannschen Berichten darüber etwas

Zusammenhängendes geläufig gewesen.“

55

Brief Wilhelm Gurlitts aus Graz an Otto Benndorf, 5. November 1877 (ÖNB, HAD: Autogr. 643/1-

6). Vgl. Benndorf 1878a, S. 47f.

56

Vgl. zwei Briefe und eine Postkarte von Hugo Blümner aus Hottingen bei Zürich an Otto Benndorf

vom 22. Oktober, 1. November und 30. Dezember 1877 (Privatarchiv). Zum gesamten Grabfund, dem

auch ein Schädel angehörte, s. Benndorf 1878a, S. 47f. Nr. 37 Abb. 5 Taf. XIII, 2a.b; von Salis 1957.

57

Gemeint ist damit Conze 1870.

58

Köhler hatte am 13. Dezember 1877 einen Vortrag „Ueber die Zeit und den Ursprung der

Grabanlagen in Mykene und Spata“ gehalten und danach gedruckt vorgelegt, s. Köhler 1878.

59

Brief Wilhelm Gurlitts aus Graz an Otto Benndorf, 21. Jänner 1878 (ÖNB, HAD: Autogr. 643/1-8).