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an die Sache herangehen ließen. Er trat 1877 in eine rege wissenschaftliche Kor-
respondenz ein und nutzte dabei alle Kontakte, die ihm sein wissenschaftliches
Netzwerk bot.
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So verständigte er sich beispielsweise mit Adolf Michaelis über zwei Stücke aus
Südrussland und über Masken in Ägypten.
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Michaelis schickte Benndorf darauf-
hin regelmäßig Materialien, am 13. Mai 1877 z. B. leihweise zwei Photographien,
„welche ich aus Gerhards Nachlaß besitze, leider ohne irgend einen Anhalt bezüg-
lich ihrer Provenienz“
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, und mehrere Hinweise auf Publikationen, etwa auf die
Antiquités du Bosphor Cimmérien, eine Notiz Otto Jahns in der Archäologischen
Zeitung 1867 (S. 85 f.) oder die Jahrbücher des württembergischen Alterthums-
vereins.
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Aus letzteren schickte er Benndorf eine Abschrift eines Beitrages des
angesehenen Stuttgarter Historikers und königlichen Oberbibliothekars Christoph
Friedrich von Stälin über den Fund eines römischen Helmes bei Wildberg, veröf-
fentlicht in den Schriften des württembergischen Alterthumsvereins 2, 1869, S.
53, konnte ihm aber mit einer Adresse Stälins nicht behilflich sein: „Sie wünschen
Stälins Adresse. Ja, mein Verehrtester, da müssen Sie St Petrus fragen, ob er rechts
oder links im Himmel wohnt, oder am Ende noch keinen Zutritt erhalten hat. Um
Ihnen nun diese schwierige Correspondenz zu ersparen, schicke ich Ihnen umste-
hend abschriftlich das Wenige was er über den ‚Helm‘ bemerkt hat, und Durch-
zeichnungen der beiden Tafeln, die Ihnen wenigstens die Hauptsachen anschaulich
machen werden.“
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Sehr wohl helfen konnte Michaelis aber betreffs südrussischer
Masken und wies Benndorf auf Ernst Schulze, „Direktor eines Gymnasiums in Pe-
tersburg“ hin, teilte ihm auch Conradus Leemans als Kontaktperson für das König-
lich Niederländische Reichsmuseum der Alterthümer zu Leiden mit
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und sandte
ihm aus London, wo er zum Studium privater Antikensammlungen weilte, genaue
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Ein umfangreiches Konvolut mit diesen Korrespondenzen hat sich in einem privaten Familienarchiv
von Nachfahren der Familie Benndorf erhalten (kurz: Privatarchiv), in dem sich auch die zuvor
genannten Briefe an seine Frau befinden.
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Brief Otto Benndorfs aus Prag an Adolf Michaelis, 17. März 1877 (DAI Berlin, Archiv, Nachlass
Adolf Michaelis).
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„Die beiden Photographien sind mir von Prof. Michaelis in Strassburg nur geliehen worden und
sind an den Eigenthümer zurückgegeben worden.“ Von Benndorf vermerktes handschriftliches No-
tabene imArchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (Fasc. „Otto Benndorf
– Sepulcralmasken“) auf einem Umschlag zu Tafel XI, in welchem einst die Abbildungen für den
Druck eingeordnet waren.
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Brief von Adolf Michaelis aus Straßburg an Otto Benndorf, 13. Mai 1877 (ÖNB, HAD: Autogr.
652/54-20).
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Brief von Adolf Michaelis aus Straßburg an Otto Benndorf, 22. Mai 1877 (Privatarchiv).
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Postkarte von Adolf Michaelis aus Straßburg an Otto Benndorf, 29. Mai 1877 (ÖNB, HAD: Autogr.
652/54-21). Vgl. dazu die Briefe von Conradus Leemans aus Leiden an Otto Benndorf, 22. Juni, 31.
Juli und 7. August 1877 (Privatarchiv). Vgl. Benndorf 1878a, S. 39.