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Bericht gelesen“, der „hochfliegende Erwartungen auf ein bescheideneres Maaß

der Dinge“ zurückführte, die „wirkliche Bedeutung der Sache“ aber klar heraus-

arbeitete.

23

Die Rede ist von Arthur Milchhöfers zuvor genanntem Beitrag. Im

Folgenden skizzierte Benndorf die Geschichte der Stätte und stellte kurz die be-

deutendsten Monumente Mykenes vor, den dreifachen Mauerring, das Löwentor

und das Schatzhaus des Atreus, das auch als Grab des Agamemnon bekannt war.

In der Bohemia Nr. 58 ging Benndorf dann detaillierter auf Schliemanns Ausgra-

bungen ein. Viel Raum nehmen dabei dieAusführungen über die „große Grabstätte

von höchst seltsamer Construction und überraschend reichem Inhalt in unberührter

Tiefe“ ein. Von den reichen Beigaben der fünf hier eröffneten Schachtgräber sta-

chen fünf goldene Masken hervor, „welche die Gesichter der Todten bedeckten“.

24

An dieser Stelle seines Beitrages flicht Benndorf eine längere Passage zu derarti-

gen Totenmasken ein, die „aus Gräbern in den verschiedensten Theilen der alten

Welt bekannt geworden (sind), in weit größerer Anzahl als dem Berichterstatter

[gemeint ist Milchhöfer] nachweisbar war, nach Arbeit und Technik großentheils

der spätgriechischen oder römischen Zeit angehörig.“ Im Anschluss daran weist

Benndorf besonders auf ein „sehr bemerkenswerthes broncenes Exemplar aus Da-

cien (mit einpunctirter lateinischer Namensaufschrift)“

25

hin – die zuvor erwähnte

Maske aus Bukarest, die Benndorf 1873 dazu veranlasst hatte, „diese interessante

Classe von Monumenten, deren praktischer Zweck vorläufig nicht mit Sicherheit

zu bestimmen ist, in einer eigenen Publication zu vereinigen.“

26

Benndorfs Inter-

esse an derartigen Masken – er hatte sich schon in den 1860er Jahren mit Masken,

insbesondere im dionysischen Bereich, beschäftigt

27

– ließ ihn fortan Material

dazu zusammentragen.

28

Jahre waren seit Benndorfs dakischer Reise vergangen, in denen er sich die eine

oder andere Notiz gemacht hatte. Aber es bedurfte der Nachricht von Schliemanns

sensationellen Funden in Mykene und der damit in Zusammenhang stehenden Be-

richte in Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften, die ihn mit vollem Eifer

23

Die vorigen Zitate nach Benndorf 1877a.

24

Die vorigen Zitate nach Benndorf 1877b, S. 1. – Die bekannteste ist die „Maske des Agamemnon“,

s. Karo 1930, S. 121 Nr. 624 Taf. LII. Vgl. dazu Kopcke 1976; Hristova 2012. Zur Frage der an-

gezweifelten Echtheit dieser Maske: Traill 1986; Calder III 1997; Harrington u. a. 1999. <http://

archive.archaeology.org/9907/etc/calder.html

> (17.8.2015); Witte 2000; Korres 2001, S. 200–206;

Dickinson 2005; Graziadio – Pezzi 2006. Zur Benennung als „Maske des Agamemnon“ s. Schuch-

hardt 1944, S. 177; Dickinson 1976, bes. S. 164; Traill 1995, S. 162f.; Zintzen 1998, S. 307; Samida

2012, S. 71f.

25

Die vorigen Zitate nach Benndorf 1877b, S. 2.

26

Benndorf – Hirschfeld 1873, S. 332 Anm. 1.

27

Benndorf 1864; Benndorf 1865.

28

Eine erste Zusammenstellung war ihm damals bereits von Hübner 1873, S. 171 bekannt.