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Abb[ildungen]“ und motivierte ihn zusätzlich mit den Worten: „Bei dem Thema
bleiben Sie aber ja! es ist besonders gut. Wir geben Viel darauf.“
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Der erwähnte Beitrag von Arthur Milchhöfer, der „Die Ausgrabungen in Myke-
ne“ betitelt und im ersten Band der von Ulrich Köhler herausgegebenen Athener
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts 1876 veröffentlicht worden
war
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, war von Benndorf mit Ungeduld erwartet worden und diente ihm – damals
noch Professor an der Universität in Prag – neben Berichten in öffentlichen Me-
dien als Grundlage für eine ausführliche Besprechung von „Schliemanns Ausgra-
bungen in Mykenai“. Diese wurde in zwei Beilagen zur Bohemia am 25. (Nr. 56)
und 27. Februar 1877 (Nr. 58) abgedruckt.
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In der Bohemia Nr. 56 schuf Benndorf für die Leser die Basis für ein allgemeines
Verständnis. Er betonte einleitend, dass die Nachrichten über Schliemanns myke-
nische Ausgrabungen zwar „fragmentarisch und dunkel“, aber „von außerordent-
lichem Belange“ seien, wozu auch „die zuversichtlichen Erklärungen mit denen
Schliemann seine Schätze aus der Erde zu heben weiß“, beitrugen. Und nicht ganz
ohne Ironie fuhr er fort:
„Der Fund der Leiche des Agamemnon mit wohlerhaltenem Schädel – wohler-
halten trotz des fatalen Doppelbeiles der Klytaimnestra, wie ein rationalistischer
Kritiker der A[ugsburger] a[llgemeinen] Z[eitung] kürzlich in Erinnerung brach-
te – die an Mährchenzüge erinnernden Mittheilungen über förmliche Gold- und
Silberniederlagen (eine Art Seitenstück zu dem Schatze des Priamos), die hochpa-
thetische Widmung, mit welcher Schliemann die Uebersendung seines ganzen in
Mykenai gewonnenen Museums an den König von Griechenland begleitete, die
Vorsicht mit der man dasselbe an den sichersten Ort Athens, in den festen Kellern
der Nationalbank, wohlverpackt in Kisten unterbrachte, – kurz alle Umstände, die
man erfuhr, waren danach angethan die Neugierde zu reizen und das allgemeine
Interesse für den wunderbaren Mann und seine wunderbare Sache zu steigern.
Mit wirklicher Spannung“ wurde von Benndorf daher „der von einem sachver-
ständigen Augenzeugen der Ausgrabung herrührende erste zusammenhängende
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Die letzten Zitate aus einem Schreiben Alexander Conzes aus Wien an Otto Benndorf, ohne Datum
(ÖNB, HAD: Autogr. zu 637/40-31). Das mit Bleistift später auf den Zettel notierte Datum „31/12
76“ kann nicht stimmen, denn dieses Schreiben gehört in das Jahr 1877, vielleicht in den Monat
Mai. Vgl. Brief Alexander Conzes aus Wien an Adolf Michaelis, 8. Mai 1877 (DAI Berlin, Archiv,
Nachlass Adolf Michaelis): „Für Heft II der Mittheil(ungen), das auch diesen Sommer gefördert
werden muß, aber erst im Oktober zum Drucke kommt, liefert Benndorf einen „zeitgemäßen“
(Schliemann) Aufsatz über metallene Gesichtsmasken, deren wir eine sehr gute aus Rumänien im
oest(erreichischen) Museum haben. Sie bildet den Kern des Aufsatzes.“
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Milchhöfer 1876.
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Benndorf 1877a; Benndorf 1877b.