Background Image
Previous Page  181 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 181 / 500 Next Page
Page Background

181

te empfohlene Erzieherin unseren Anforderungen entspricht nämlich gründliche

Kennt[...] Weltgeschichte Fertigkeit französischer englischer Sprache Erziehung

Musik. Schliemann“,

52

und wohl schon einen Tag später wird es ganz konkret:

„[

...

]

Engagiere Empfohlene fest bitte allerschleunigst bereitmachen Donnerstag

siebenzehnten September Hotel Imperial Wien mit uns zusammentreffen sofort

gemeinschaftlich Athen reisen. Telegraphirt Einverständniß Adresse Brockhaus

Leipzig. Schliemann

.

53

Irritierend ist, dass da über eine junge Frau verhandelt

wird, die anonym bleibt und selbst nicht zu Wort kommt. In den nächsten Briefen

von Schliemann an Mähly erfahren wir zwar mehr über die nun Engagierte, jedoch

nur unter ihrem homerischen Namen Kalypso; erst ein paar Monate später wird sie

mit richtigem Namen, Cécile Horner, genannt.

54

Die Tatsache, dass wir aus anderen Quellen einiges über sie wissen, rechtfertigt es,

etwas näher auf sie einzugehen (s. Anhang).

55

Im Brief vom 27. September 1884 an Mähly äußert sich Schliemann positiv über

die neue Erzieherin.

56

Zwei Monate später, im Dezember 1884, spricht er noch-

mals von ihr und wagt sogar einen ikonographischen Vergleich: „Mit Recht sa-

gen Sie, dass sie nicht umfassend gebildet sei, aber sie hat andere Tugenden, die

den früheren Erzieherinnen bei all ihrer Bildung fehlten, [nämlich] das ihre Rede

begleitende liebenswerte und angenehme Wesen, auf deutsch Gemüthlichkeit ge-

nannt, das ich weit höher schätze als alle Vielwisserei.“ Ihre beiden Vorgängerin-

nen hätten Andromache ständig getadelt, um sie zu erziehen; „nun aber gibt es

keinen Anlass weder für Streit noch für Schläge noch für Tränen, und Sie können

mir glauben, dass aus Kalypsos immer andauernder Liebenswürdigkeit Androma-

che sehr viel Nutzen ziehen wird. – Beachtenswert ist, wie sehr ihr Gesicht dem

auf Münzen abgebildeten Gesicht der Kleopatra gleicht [...]“.

57

Unklar ist, wie

lange Cécile Horner bei Schliemanns geblieben ist; jedenfalls brachte sie von zwei

Aufenthalten in Athen, 1885 und 1887, kleine archäologische Fundstücke nach

Basel zurück, die ihr Schliemann geschenkt hatte (vgl. Anhang).

52

BBB 40, 243.

53

BBB 40, 245. Möglicherweise ist ein bestätigendes Telegramm Mählys nicht erhalten.

54

Mähly an Schliemann, Brief vom 29. Januar 1885 (B 96, 73): „[...] Mit den herzlichsten Grüßen an

Sie, Ihre liebe Gemahlin & Ihre

[dt. Hauslehrerin, Kalypso

genannt], vulgo Cécile Horner [...]“.

55

Ausführlicher (und hier zum Teil übernommen): Kaufmann-Heinimann 2014, 218–224.

56

BBB 39, 281–282.

57

Schliemanns Bewunderung für Kleopatra VII. ist bekannt; hier sei nur an die Kontroverse um den

Kleopatrakopf aus Alexandria erinnert sowie an seinen Plan, ihren Palast auszugraben (vgl. Traill

1995, 267–273). Im Übrigen ist der Vergleich nicht ganz von der Hand zu weisen; vgl. etwa Weill

Goudchaux 2006, bes. Abb. 91 und 93. – Zur Dauer von C. Horners Tätigkeit in Athen s. Anhang.