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lebendige Sprache von den Lippen
(floss)“.
39
Allerdings blieb Kritik aus
dem Kreis der Fachkollegen nicht
aus; so attestierte man etwa seiner
„Geschichte der antiken Literatur“
„mehr flotten Schmiss als absolute
Zuverläßigkeit“.
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Seine vielseitige
Begabung bewies er des weiteren als
Verfasser von Gedichten und journa-
listischen Beiträgen.
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Schliemanns
Ausgrabungen müssen ihn schon
früh fasziniert haben; jedenfalls
stellte er der Leserschaft der „Blätter
für literarische Unterhaltung“ dessen
Publikationen regelmäßig in aus-
führlichen, doch nicht unkritischen
Rezensionen vor.
42
Die erste Begegnung der beiden
schildert Jakob Mähly selbst in sei-
nem Nachruf auf Schliemann 1891.
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An einem Herbstabend 1881 habe
ihn in Basel ein gemeinsamer Be-
kannter mit Schliemann bekannt ge-
macht. Zum Glück seien seine Bedenken, Schliemann könnte ihm seine kritischen
Rezensionen übelgenommen haben, ganz umsonst gewesen: „[...] Von kleinlicher
Rancune, von verkniffener Rechthaberei keine Spur bei ihm. [...] Im Gasthof, wo-
hin ich ihn begleitete, entfesselte sich dann von Seiten meines Homeriden eine
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Bauer 1903, 87.
40
Jenny 1927, 35.
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So setzte er sich etwa 1888 in einem Zeitungsartikel nachdrücklich für die Zulassung von Frauen
zum Studium ein (Mähly 1888; vgl. Bonjour 1960, 450).
42
Etwa, wenn er 1878 schreibt: „[...] Schliemann ist in archäologischen Fragen ein Dilettant, war es
wenigstens während der drei Jahre, solange er seine Ausgrabungen auf Hissarlik leitete, und auch
von der historischen Kritik hat er nur unvollkommene Begriffe; sonst würde er nicht, wo es ihm
dient, seinen Homer, ,auf den er wie ein Evangelium schwört
‛
, den Gegnern wie ein versteinerndes
Medusenhaupt entgegenhalten, wo er ihm dagegen nicht in sein System passt, einfach zu den Phan-
tasten werfen. [...]“ (Blätter für literarische Unterhaltung 1878, Nr. 34, 532; ganze Besprechung
S. 529–534). Weitere Rezensionen in derselben Zeitschrift: 1878, Nr. 35, 549–553; 1881, Nr. 15,
227–232; Nr. 16, 249–252; 1882, Nr. 15, 237–238; 1883, Nr. 30, 477–478; 1884, Nr. 10, 145–151;
1886, Nr. 2, 21–23; 1890, Nr. 2, 28–29 (= Korres 1974, Nr. 33. 157. 179. 181. 183. 209. 230).
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Mähly 1891 (= Korres 1974, Nr. 1360).
Abb. 2 – Jakob A. Mähly (um 1890)