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Kritik des Rostocker Gräzisten Ludwig Bachmann aus, der 1869 die griechische
Fassung von Schliemanns für die Promotion eingereichten Vita zu beurteilen hat-
te, während K. Matthiessen aus heutiger Sicht weit weniger zu bemängeln fand
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.
Das letzte Wort scheint hier noch nicht gesprochen.
Anhang: Cécile Horner
(1851–1941) – Fragmente einer
Frauenbiographie
Cécile Horner (Abb. 3) wuchs in Basel
als Tochter des bekannten Landschafts-
malers Friedrich Horner (1800–1864)
auf, der bis 1848 in Rom gelebt und
gewirkt hatte. Durch die 1864 erfolgte
Heirat ihrer Cousine Cäcilia Brenner
(1837–1913) mit dem verwitweten Ja-
kob Mähly kam sie in näheren Kontakt
mit dessen Familie.
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Die meisten Infor-
mationen über sie verdanken wir jedoch
der reichen Korrespondenz von Malwi-
da von Meysenbug (1816–1903), einer
damals sehr bekannten Schriftstellerin
und Erzieherin, die sich für Frauenbil-
dung und soziale Gerechtigkeit einsetz-
te und gegen herrschende Konventio-
nen ein selbstbestimmtes Leben in Rom
als Zentrum eines großen Kreises von
politisch, kulturell und wissenschaft-
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Zu Schliemanns Promotion von 1869 und zu den vielfach diskutierten Missverständnissen um
seine „altgriechisch geschriebene Dissertation“ (Schliemann 1881, 25) vgl. Calder 1974; Calder
1975 und zusammenfassend jetzt Matthiessen 2004. Die meisten der für die Promotion relevanten
Quellen hat Richter 1992, 165–178 zusammengestellt (Bachmanns Urteil ebd. 169). Schliemann
selbst war von seinem fehlerfreien Altgriechisch überzeugt; vgl. Brief vom 12. März 1869 an sei-
nen Vetter Adolph (s. oben Anm. 17) und die Einschätzung in seiner Autobiographie: „Und kommt
es vor, dass jemand in meinen griechischen Schriften Fehler entdecken will, so kann ich jedesmal
den Beweis für die Richtigkeit meiner Ausdrucksweise dadurch erbringen, dass ich ihm diejenigen
Stellen aus den Classikern recitire, in denen die von mir gebrauchten Wendungen vorkommen“
(Schliemann 1881, 18).
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Diese etwas komplizierte verwandtschaftliche Beziehung war wohl auch der Grund, weshalb
Mähly sie Schliemann gegenüber wechselweise als Bekannte oder Verwandte bezeichnete.
Abb. 3 – Cécile Horner (um 1880)