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lich aktiven Menschen führte.
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1875 lernte M. von Meysenbug in Basel nicht nur
Friedrich Nietzsche (1844–1900) kennen, mit dem sie eine tiefe Verehrung für
Richard Wagner teilte und dem sie lange freundschaftlich verbunden blieb, son-
dern wohl auch die junge Cécile. Jedenfalls verbrachte Cécile den Winter 1878/79
als ihre Gesellschafterin und Sekretärin in Rom
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und war anschließend bei meh-
reren Familien in Italien und Österreich als Hauslehrerin tätig.
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Ein Engagement
als Nietzsches Sekretärin in Rom 1883, wie es Malwida von Meysenbug angeregt
hatte, kam nicht zustande, da der unstete Philosoph Genua als Wohnort vorzog.
Wie lange Cécile Horner als Erzieherin von Andromache Schliemann tätig war,
ist unklar. Jedenfalls dauerte ihr (erstes?) Engagement kürzer als die sonst übli-
chen zwei Jahre,
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denn in einem Brief aus Athen vom 5. Mai 1885 an Nietzsches
Schwester Elisabeth kündigte sie ihre Rückkehr in die Schweiz „in wenigen Wo-
chen“ an.
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Möglicherweise war sie für Schliemanns wieder im Juli und August
während ihrer Kuraufenthalte in St. Moritz tätig.
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Interessant ist, dass sich ne-
ben brieflichen Zeugnissen auch materielle Indizien erhalten haben. 1885 schenkte
Cécile ihrem Paten, dem berühmten Mutterrechtsforscher Johann Jakob Bachofen
(1815–1887),
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einige Tonobjekte aus Griechenland, darunter ein böotisches Idol,
das sie von Schliemann erhalten hatte.
In seinem sorgfältig geführten Sammlungs-
katalog vermerkt Bachofen zu Nr. 694:
„Idol T.C. aus einem von Schliemann in
Theben geöffneten Grabe & von diesem Frl. C. Horner, von ihr mir geschenkt.
1885.“
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Zu fünf weiteren Objekten – Vasenhalsfragmenten und Balsamarien –
notiert er: „Von Frl. C. Horner aus Athen gebracht.“ Einen späteren nochmaligen
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Vgl. Häntzschel 1994.
80
Vgl. Index s. v. Horner, Cécile bei Tegtmeier-Breit 2001, 252. Cécile Horner blieb wohl bis zu M.
von Meysenbugs Tod 1903 mit ihr in Kontakt. Am 21. Januar 1889 berichtete sie ihr von Nietzsches
Zusammenbruch in Turin, seiner Überführung nach Basel und der Reise nach Jena, die ihr Vetter
Ernst Mähly [Sohn von Jakob Mähly] als Arzt begleitet habe. Vgl. Tegtmeier-Breit 2001, 360 Nr.
1539 (Paraphrase).
81
Vgl. Anm. 35.
82
So etwa die Anstellungsbedingungen für Marie Mellien (vgl. Herrmann/Maaß 1990, Nr. 38).
83
Klassik-Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv GSA 72/BW 2425. Der Brief ist unterzeich-
net mit „Cécil
[sic]
Horner, in Athen ,Kalypso
‛
genannt.“ Wahrscheinlich stand schon damals fest,
dass Andromache im September in ein Internat in Lausanne eintreten sollte, was die Anwesenheit
ihrer Erzieherin überflüssig machen würde (zur weiteren Entwicklung vgl. Traill 1995, 249–250).
Weitere Klärung hätten bestimmt Schliemanns Briefe aus diesem Zeitraum gebracht, doch sind sie,
wie erwähnt (s. Anm. s), mit den Kopierbüchern von Mai 1885 bis Januar 1888 verloren.
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Traill 1995, 248. 314; Mühlenbruch 2008, 40. 106.
85
Die Patenschaft ist nur bei Bernoulli 1924, 584 Anm. 24 bezeugt, doch besteht meines Erachtens
kein Grund, an ihr zu zweifeln.
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Bachofen katalogisierte seine Antiken nach Eingangsdatum, von 1856 bis 1887, in vier Heften. Die
Herkunftsangabe zum Terrakotta-Idol Nr. 694 bereitet Schwierigkeiten, da wir bisher nichts von
eventuellen Grabungen Schliemanns in Theben wissen.