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beraten von Anna Holdorff
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(1848–1943), bei verschiedenen Wohnungsausstat-
tern Möbel zu besichtigen und Bestellungen aufzugeben.
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Dabei scheute er keine
Kosten; die Adressen, bei denen er kaufte, gehörten zu den besten Wiens. Bei
der „k. k. Teppich- und Deckenfabrik I. Ginzkey“ – einem der größten Teppich-
fabrikanten des ausgehenden 19. Jahrhunderts
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– orderte er vier Rollen Teppi-
che und fünf Decken, während er in der Spitzen- und Weißwarenhandlung Josef
Stramitzers († 1888) 23 Vorhänge kaufte.
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Einrichtungsgegenstände bestellte er
einerseits bei der Möbelfabrik Johann Baars (1818–1883) und andererseits beim k.
k. österreichisch-ungarischen und fürstlich rumänischen Hof-Kunsttischler Bern-
hard Hieronymus Ludwig (1834–1897).
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Schliemann erstand während dieses Wien-Aufenthaltes aber nicht nur Möbel, Tep-
piche und Vorhänge: bei dem renommierten Klavierfabrikanten Emil Streicher
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(1836–1916) kaufte er ein Pianoforte in Palisanderholz.
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Auf die Tatsache, dass
sowohl die Terrakottafiguren der Dachterrasse als auch die Statuen im Garten von
der in Wien beheimateten „Wiener Ziegelfabriks- und Baugesellschaft“ hergestellt
wurden, haben schon Ernst Meyer und Georgios Korres hingewiesen.
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Sämtli-
che Einkäufe ließ Schliemann über Triest zum Piräus verschicken; die Bezahlung
wurde über die k. k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und
Gewerbe abgewickelt.
So bleibt gegen Ende dieses Beitrages nur noch, jene Beziehungen Schliemanns
zu erwähnen, die als privat einzustufen sind, sowie auf seine Aufenthalte in der
kaiserlichen Reichshaupt- und Residenzstadt einzugehen: Die bisherige Durch-
sicht seiner Korrespondenz ergab, dass er wohl nur wenige private Kontakte nach
Wien gehabt hat – aber dieser Eindruck kann sich durchaus noch ändern. Mit
Anna Holdorff etwa, der begüterten Witwe des 1879 verstorbenen Fabrikbesit-
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Holdorff an Schliemann, 16. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 781). Zu Anna Holdorff s. u.
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Vgl. dazu auch einen Brief Sophia Schliemanns an Heinrich Schliemann vom 2. September 1880
(Boubou-Protopapa 2005, S. 172 Nr. 78).
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Zu Ignaz Ginzkey (1819–1876) und seiner Teppich- und Deckenfabrik s. Mamroth 1877; ÖBL 1,
1957, S. 444; NDB 6, 1964, S. 406f. (H. Benedikt);
http://www.maffersdorf.de/chronik/band_02-1/maffersdorf_02-1_24.htm (12. 11. 2015).
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Beide Bestellungen sind in einem Brief Schliemanns an Johann Baar (s. u.) vom 22. September
1880 erwähnt (ASCSA, BBB 37, S. 358).
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Zu Bernhard Hieronymus Ludwig s. ÖBL 5, 1971, S. 347 (Windisch-Graetz); Pichler 2003.
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Zu Emil Streicher s. ÖBL 13, 2010, S. 388 (I. Nawrocka); Langer/Donhauser 2014, S. 37f.
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Rechnung des Instruments vom 16. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 803a). Schliemann lobte
die Qualität des Klaviers in einem an Rudolf Virchow (1821–1902) gerichteten Brief vom 24. März
1881 (Herrmann/Maaß/Andree/Hallof 1990, S. 255f. Nr. 217).
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Meyer 1969, S. 37; Korres 1986, S. 158, 187; Korres/Tarantou 1991, S. 947f., 977.