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zers Robert Holdorff (* ca. 1845),
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wechselte er zwischen 1880 und 1886 im-
mer wieder Briefe: Man beglückwünschte einander zum Jahreswechsel, von Anna
Holdorff bekam Schliemann ein Miniaturportrait seiner zweiten Frau Sophia
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(1852–1932), Schliemann übersandte ihr im November 1880 sein eben erschie-
nenes Buch „Ilios. Stadt und Land der Trojaner“
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und versprach auch, ihr ein
„[…] kleines Andenken von Troja […]“ zu schicken.
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Woher Anna Holdorff und
Heinrich Schliemann einander kannten, ist eine Frage, die es noch zu klären gilt.
Zwei Anknüpfungspunkte wären denkbar: 1. Die Firma Holdorff & Brückner war
auf den Einbau von Heizungssystemen spezialisiert – u. a. stellte sie „rauchsichere
Luftheizungen“
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her. Das „Iliou Melathron“ weist ein ausgeklügeltes Heizungs-
system auf, das mit Warmluft funktionierte, die durch Kanäle in die Fußböden fast
aller Zimmer geleitet wurde.
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2. Robert Holdorff stammte aus Wittenhagen (jetzt:
Ortsteil der Gemeinde Feldberger Seenlandschaft) bzw. Strelitz (jetzt: Strelitz-
Alt, Stadtteil von Neustrelitz) in Mecklenburg;
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es ist also nicht undenkbar, dass
Schliemann die Familie schon länger kannte.
Entsprechend der – jedenfalls momentan so wirkenden – Dürftigkeit privater Kon-
takte waren auch Aufenthalte Schliemanns in Wien nicht häufig und fanden oft
nur statt, weil er sich auf der Durchreise befand. Lediglich in die nähere Umge-
bung – nämlich bis zum Bahnhof in Gänserndorf in Niederösterreich, etwa 20
km nordöstlich von Wien gelegen – war er im Juli 1859 während einer Reise
von Athen nach St. Petersburg gekommen.
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– Sicher belegt, nicht nur durch die
Erwähnung in Zeitungen,
100
sondern auch durch Tagebucheintragungen, ist ein
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Sandgruber 2013, S. 366, gab irrtümlich an, Anna Holdorff sei die Witwe des Ministerialvizese-
kretärs im Handelsministerium Hans Holdorff gewesen (s. dazu die Todesanzeige Robert Holdorffs
in der Neuen Freien Presse vom 5. April 1879, Nr. 5247 [Morgenblatt], S. 12). Hans hieß einer der
Söhne von Robert und Anna Holdorff.
93
Zu Sophia Schliemann s. Traill 1989; Mannsperger 1992; Coulmas 2001; für ihre Briefe an Hein-
rich Schliemann s. Boubou-Protopapa 2005.
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Im Briefwechsel wird der Titel des Buches nicht genannt. Aus einer Anweisung Schliemanns an
John Murray (1808–1892) vom 28. Oktober 1880 geht hervor, dass er „Ilios“ (Schliemann 1881)
an Anna Holdorff schicken ließ (ASCSA, BBB 37, S. 373).
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Schliemann an Holdorff, 16. Dezember 1880 (ASCSA, BBB 37, S. 425).
96
Anzeige in der Wiener Zeitung vom 21. März 1876, Nr. 66, S. 8.
97
Korres 1986, S. 158; Korres/Tarantou 1991, S. 948.
98
Vgl. dazu den Auszug aus der Matrikeledition der Universität Zürich, an der Robert Holdorff ein
Jahr studiert hatte
(http://www.matrikel.uzh.ch/active/static/9721.htm[13. 11. 2015]), und die
Wittenhagen als seinen Herkunftsort und Strelitz als Wohnort seines Vaters Theodor nennt, sowie
die Meldung über das Ableben von Robert Holdorff junior, der wie sein Vater das Bürgerrecht in
Neu-Strelitz besaß, in der Wiener Zeitung vom 23. März 1882, Nr. 68, S. 11.
99
Schliemann 1858/59, S. 253f. Für den zeitlichen Ablauf dieser Reise s. Mühlenbruch 2010, S. 17,
72; eine kurze Erwähnung findet sich auch in Meyer 1969, S. 15.
100
Fremden-Blatt 18, Nr. 310 (9. November 1864), 1. Beilage, [S. 1]. Wiener Zeitung, 10. November
1864, Nr. 272, S. 452.