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Interview verursacht wurde, dass Schliemann anlässlich eines Wien-Aufenthaltes
einem Journalisten des Blattes gab,
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muss (noch) offen bleiben. Wohl bedingt
durch die Auseinandersetzungen mit Ernst Boetticher entstand nach 1884 eine
verhältnismäßig enge Verbindung zwischen der „Neuen Freien Presse“ und Hein-
rich Schliemann, die durch den partiell erhaltenen Briefwechsel mit dem ab 1879
tätigen Chefredakteur Eduard Bacher
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(1846–1908) bezeugt ist.
Nicht nur die „Neue Freie Presse“ interessierte sich für Schliemann: Max Kal-
beck
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(1850–1921), Redakteur der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ und vor allem
als Musikkritiker bekannt, erkundigte sich im September 1880 nicht nur, ob Schlie-
mann einen oder mehrere Artikel für die Feuilleton-Beilage der Zeitung schreibe
wolle.
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Darüber hinaus fragte er auch an, ob Schliemann einverstanden sei, der
Zeitung „[…] gegen entsprechendes Honorar […] einige Aushängebogen Ihres
bei Brockhaus angekündigten Werkes zum Abdruck zu überlassen.“ Schliemann
reagierte verhalten: Da sein neues Buch nicht nur bei Brockhaus, sondern auch
bei Murray in London und Harper and Brothers in New York erscheine, könne er
über die Aushängebogen nicht disponieren. Er habe Kalbecks Brief an Brockhaus
weitergeleitet, der diese Frage zu entscheiden habe.
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Einen Artikel zu verfassen
könne er nicht versprechen, da er überarbeitet und ruhebedürftig sei.
Auch Johannes Adolf Schmal
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(1844–1900) vom „NeuenWiener Tagblatt“ suchte
Kontakt zu Schliemann. Am 18. Dezember 1889 erkundigte er sich bei ihm, „[…]
ob Sie nicht geneigt sein würden, neben den eingeladenen Fachgelehrten auch
einen Vertreter der Preße zur Theilnahme einzuladen.“
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Seine Anfrage bezog sich
auf die für das Frühjahr 1890 geplante zweite Troiakonferenz. Schliemann lehnte
am 27. Dezember freundlich ab, was Schmal aber nicht davon abhielt, in seinem
Nachruf auf Schliemann
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darzulegen, dass ihn jener in einem an ebendiesem Tag
verfassten Schreiben nach Troia eingeladen hätte ….
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Neue Freie Presse, 19. September 1884, Nr. 7207 (Morgenblatt), S. 4. Im Nachlass Schliemanns
in der Gennadius Library findet sich ein von Friedrich Schütz (1844–1908), Redakteur der „Neuen
Freien Presse“ (ÖBL 11, 1998, S. 302 [K. Adel]), verfasster Brief von diesem Datum (ASCSA, B
95, Nr. 484,
non vidi
).
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Zu Eduard Bacher s. NDB 1, 1953, S. 496 (E. Dovifat); ÖBL 1, 1954, S. 41; Zavadil 2009, S. 383.
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Zu Max Kalbeck s. ÖBL 3, 1962, S. 187; NDB 11, 1977, S. 46f. (O. Wessely); Szalsza 2006; Harten
2007.
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Kalbeck an Schliemann, 18. September 1880 (ASCSA, B 83, Nr. 789).
76
Schliemann an Kalbeck, 22. September 1880, und Schliemann an Brockhaus, 22. September 1880
(ASCSA, BBB 37, S. 357, 359).
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Zu Johannes Adolf Schmal s. ÖBL 10, 1992, S. 226 (V. Hanus).
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Zavadil 2009, S. 277f. Ed. Nr. 161.
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Schmal 1890.