Background Image
Previous Page  155 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 155 / 500 Next Page
Page Background

155

Ein wohl unangenehmer Nebeneffekt von Schliemanns Bekanntheit war, dass man

auch versuchte, ihm Zeitungsabonnements zukommen zu lassen. So schickte ihm

die in Wien beheimatete Zeitschrift „Telephon“ im März 1884 eine Probenum-

mer. Schliemann – seit 18. März auf Grabung in Tiryns – antwortete am 21. März

gereizt:

80

„Ich habe keine Zeit mich satt zu eßen geschweige denn Zeitungen zu

lesen und retournire Ihnen daher einliegend Ihren Praenumerations-Schein.“ Die

Herausgeber der Zeitung blieben jedoch unbeeindruckt und sandten noch bis zum

Juni monatlich eine Ausgabe.

Als weitere Folge von Schliemanns Popularität können zwei Punkte angesehen

werden, für die es auch im Wiener Material Belege gibt: Einerseits fühlten sich

Menschen gedrängt, sich ihm ohne weiter ersichtliche Gründe mitzuteilen, und

andererseits bekam er Stellengesuche. Jeweils ein Beispiel zur Illustration: Franz

Schliemann, k. k. Rechnungs-Offizial der niederösterreichischen Statthalterei,

schrieb am 8. August 1882 an Heinrich Schliemann: „Ew Hochwolgeboren! Aus

dem tiefsten Dunkel menschlicher Verborgenheit heraus erlaube ich mir Ihnen

meine besondere Verehrung und Hochachtung auszudrücken und bitte höflichst,

mir diese kleine Belästigung gütigst verzeihen zu wollen. Zugleich ersuche ich

ehrerbietigst Ihrer werthen Frau Gemahlin meinen Respekt und Handkuß vermel-

den zu wollen. Nochmals um gütigste Entschuldigung bittend habe ich die Ehre

mich zu zeichnen als Ihr ergebenster Namensvetter Franz Schliemann.“

81

Eine

Stelle als Zeichner auf Schliemanns Grabungen suchte hingegen der Maler und

Lithograph Maximilian Riedler.

82

Er bot sogar an, die Kosten seiner Anreise zu

übernehmen. Schliemann hat ihm wohl geantwortet – der Brief hat aber als verlo-

ren zu gelten; in sein Kopierbuch hat er das Schreiben nicht eingetragen.

Wenden wir uns nun den Geschäften zu, die Schliemann mit Wiener Firmen mach-

te: Hier ist vor allem die Ausgestaltung seines Anfang 1881 eingeweihten Athener

Wohnhauses „Iliou Melathron“ zu nennen, die ihn seit 1878/79 beschäftigt hatte.

83

Einen kurzen Aufenthalt in Wien Mitte September 1880 nutzte Schliemann, um,

80

Schliemann an die Administration der Zeitschrift „Telephon“, 21. März 1884 (ASCSA, BBB 40,

S. 111).

81

Franz Schliemann an Heinrich Schliemann, 8. August 1882 (ASCSA, B 89, Nr. 485).

82

Riedler an Schliemann, 13. Juli 1875 (ASCSA, B 70, Nr. 246).

83

Ludwig 1932, S. 268; Korres 1986, S. 155; Traill 1995, S. 181. Von den überaus zahlreichen Publi-

kationen über Schliemanns Athener Wohnhaus seien – abgesehen von der umfassenden Beschrei-

bung des Gebäudes durch Korres 1986 und Korres/Tarantou 1991 – hier nur die jüngsten Titel

genannt (die auch die ältere Literatur zitieren): Hirsch 2012; Portelanos 2012; Reinsberg 2012;

Kienast 2012.