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Ein wohl unangenehmer Nebeneffekt von Schliemanns Bekanntheit war, dass man
auch versuchte, ihm Zeitungsabonnements zukommen zu lassen. So schickte ihm
die in Wien beheimatete Zeitschrift „Telephon“ im März 1884 eine Probenum-
mer. Schliemann – seit 18. März auf Grabung in Tiryns – antwortete am 21. März
gereizt:
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„Ich habe keine Zeit mich satt zu eßen geschweige denn Zeitungen zu
lesen und retournire Ihnen daher einliegend Ihren Praenumerations-Schein.“ Die
Herausgeber der Zeitung blieben jedoch unbeeindruckt und sandten noch bis zum
Juni monatlich eine Ausgabe.
Als weitere Folge von Schliemanns Popularität können zwei Punkte angesehen
werden, für die es auch im Wiener Material Belege gibt: Einerseits fühlten sich
Menschen gedrängt, sich ihm ohne weiter ersichtliche Gründe mitzuteilen, und
andererseits bekam er Stellengesuche. Jeweils ein Beispiel zur Illustration: Franz
Schliemann, k. k. Rechnungs-Offizial der niederösterreichischen Statthalterei,
schrieb am 8. August 1882 an Heinrich Schliemann: „Ew Hochwolgeboren! Aus
dem tiefsten Dunkel menschlicher Verborgenheit heraus erlaube ich mir Ihnen
meine besondere Verehrung und Hochachtung auszudrücken und bitte höflichst,
mir diese kleine Belästigung gütigst verzeihen zu wollen. Zugleich ersuche ich
ehrerbietigst Ihrer werthen Frau Gemahlin meinen Respekt und Handkuß vermel-
den zu wollen. Nochmals um gütigste Entschuldigung bittend habe ich die Ehre
mich zu zeichnen als Ihr ergebenster Namensvetter Franz Schliemann.“
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Eine
Stelle als Zeichner auf Schliemanns Grabungen suchte hingegen der Maler und
Lithograph Maximilian Riedler.
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Er bot sogar an, die Kosten seiner Anreise zu
übernehmen. Schliemann hat ihm wohl geantwortet – der Brief hat aber als verlo-
ren zu gelten; in sein Kopierbuch hat er das Schreiben nicht eingetragen.
Wenden wir uns nun den Geschäften zu, die Schliemann mit Wiener Firmen mach-
te: Hier ist vor allem die Ausgestaltung seines Anfang 1881 eingeweihten Athener
Wohnhauses „Iliou Melathron“ zu nennen, die ihn seit 1878/79 beschäftigt hatte.
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Einen kurzen Aufenthalt in Wien Mitte September 1880 nutzte Schliemann, um,
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Schliemann an die Administration der Zeitschrift „Telephon“, 21. März 1884 (ASCSA, BBB 40,
S. 111).
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Franz Schliemann an Heinrich Schliemann, 8. August 1882 (ASCSA, B 89, Nr. 485).
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Riedler an Schliemann, 13. Juli 1875 (ASCSA, B 70, Nr. 246).
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Ludwig 1932, S. 268; Korres 1986, S. 155; Traill 1995, S. 181. Von den überaus zahlreichen Publi-
kationen über Schliemanns Athener Wohnhaus seien – abgesehen von der umfassenden Beschrei-
bung des Gebäudes durch Korres 1986 und Korres/Tarantou 1991 – hier nur die jüngsten Titel
genannt (die auch die ältere Literatur zitieren): Hirsch 2012; Portelanos 2012; Reinsberg 2012;
Kienast 2012.