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ber 1890 im Ausland gelebt hat, zu seinem Vater und seinen sieben Geschwistern
und Halbgeschwistern einen engen Kontakt gehalten. Er hat diese stets, wenn auch
mit unterschiedlicher Intensität, an seinem Lebensweg teilhaben lassen.
Über erste Ergebnisse der Recherchen hat der Autor bereits auf dem Kolloquium
im September 2011 an der Europäischen Akademie in Waren (Müritz) berichtet
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.
Inzwischen wurden die Auswertungen beendet, und der Autor möchte hier seine
abschließenden Erkenntnisse und persönlichen Schlussfolgerungen vorstellen, aus
Platzgründen allerdings in sehr verkürzter Form. Eine ausführliche Publikation
wird gegenwärtig vom Autor und einem wissenschaftlichen Verlag in Duisburg
vorbereitet und soll aus Anlass des 125. Todestages Heinrich Schliemanns in
Buchform erscheinen.
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Über Schliemanns Familie erfahren wir von ihm selbst in seiner ausführlichen
Autobiographie von 1881 nur wenig. Der Vater wird von Schliemann mit
Dankbarkeit als derjenige dargestellt, der ihn schon frühzeitig für das Altertum
interessiert hat. Seine Geschwister erwähnt er nur in einer dürftigen Fußnote.
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Die nun bekannt gewordenen Fakten und Geschehnisse in Schliemanns Elternhaus
lassen besonders die in Ankershagen verlebte Kindheit Heinrich Schliemanns,
aber auch sein weiteres Leben, in einem anderen Licht erscheinen, als Schliemann
sie uns übermittelt hat.
Die unbeschwerte Kindheit Heinrichs und seiner Geschwister wurde schon früh
von bedrückenden Erlebnissen in Ankershagen überschattet. Heinrich und seine
Geschwister wuchsen in einer zerrütteten Familiensituation auf, sie wurden Au-
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Wilfried Bölke: Schliemanns Briefwechsel mit dem Vater und seinen Geschwistern – Stand der
Auswertung und erste Ergebnisse. In: Mitteilungen HSM, Heft 9, 2011, S. 189-200.
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Das Buch trägt den Titel „
Dein Name ist unsterblich für alle Zeiten.
Das Leben Heinrich Schliemanns
im Briefwechsel mit seiner mecklenburgischen Familie“. Auf mehr als 700 Seiten stellt der Autor
auch bisher noch nicht veröffentlichte Fotos Schliemanns und seiner Familienangehörigen vor. Auf
einer beiliegenden CD wird der Verlag erstmals den von Heinrich Schliemann an seine Schwestern
Wilhelmine und Doris gerichteten Brief vom 20. Februar 1842 aus Amsterdam in einer vollständigen
Fassung veröffentlichen. Es ist der erste von Heinrich Schliemann nach seinem Weggang aus Fürs-
tenberg geschriebene Brief, in dem er auf 64 Briefseiten (!) über die Geschehnisse seiner Reise nach
Hamburg und seines dortigen Aufenthaltes, seine Fahrt mit der Brigg „Dorothea“, den Schiffbruch
vor der holländischen Insel Texel, seine Errettung und seine anfänglichen Erlebnisse und Arbeiten in
Amsterdam berichtet. Diesen Brief hatte E. Meyer in einer seiner Briefeditionen 1953 zwar in seinen
größeren Teilen publiziert, allerdings mit 15 Auslassungen, von denen aber mehrere den Vater schwer
belasten. Dies ist ein Musterbeispiel für Meyers tendenziöse Briefveröffentlichungen. Der Text die-
ses Briefes wird auf der CD als Faksimile und in transkribierter Form wiedergegeben.
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Schliemann 1881, S. 6.