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Erkenntnisse und Betrachtungen nach der Auswertung des
Briefwechsels Heinrich Schliemanns mit seiner mecklen-
burgischen Familie
Wilfried Bölke
Im Vorfeld des 100. Todestages Heinrich Schliemanns, der im Jahre 1990 be-
gangen wurde, lösten die Veröffentlichungen von William Calder III und David
Traill
1
, die Schliemanns Leben und Wirken anhand seiner hinterlassenen schrift-
lichen Quellen einer Prüfung unterzogen hatten, im Kreise der Schliemannfor-
scher eine Kon-
troverse aus. Dabei wurde erstmals deutlich, dass
sich Schliemann in seinen autobiografischen
Darstellungen zum Schöpfer seiner ei-
genen Legende gemacht hatte. Es
war die Zeit, in der sich engagier-
te Bürger in Ankershagen darum
bemühten, für den Trojaausgrä-
ber eine würdige Gedenk- und
Forschungsstätte aufzubauen,
die nach einigen Mühen im
Dezember 1980 eingerichtet
werden konnte.
Damals stellte sich der Ver-
fasser als damaliger Leiter
dieser Einrichtung die Auf-
gabe, die Selbstäußerungen
Schliemanns im Hinblick auf
seine in Ankershagen verlebte
Kindheit, sein Elternhaus, sei-
ne Beziehungen zu seinem Vater
(Abb. 1) und seinen Geschwistern
kritisch zu hinterfragen.
1
William M. Calder III: Schliemann on Schliemann. A Study in the Use of Sources. In: Greek,
Roman and Byzantine Studies 13, 1972, S. 335-353. William M. Calder III and David A. Traill
(Hg.): Myth, Scandal and History. The Heinrich Schliemann Controversy and a First Edition of the
Mycenaean Diary. Detroit 1986.
David A. Traill: Excavating Schliemann. Collected Papers on Schliemann, Illinois Classical Stu-
dies, Supplement 4. Atlanta/Georgia 1993.
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