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es im Film auf dem Ausgrabungsplatz zu einem tödlichen Arbeitsunfall kommt
(betroffen war ein fiktiver Bauingenieur), an den Schliemanns Eile, so schnell als
möglich das homerische Troia zu finden, schuld war, so ist das schlechtweg eine
Ungeheuerlichkeit. Wir alle wissen, dass es tatsächlich auf dem Hügel Hisarlık
zu einem Mauereinsturz kam, der allerdings glimpflich verlief. Doch die Massen
werden glauben, dass Schliemann für das Erreichen seiner Ziele über Leichen
ging. Durch solche Begebenheiten leidet ein
gerechtes
Schliemannbild. Wer das
als nun mal nicht zu ändern hinnimmt, wundert sich auch nicht, wenn es Probleme
macht, im Lehrerzimmer des Berliner Schliemann-Gymnasiums ein Portrait des
Namensgebers aufzuhängen, oder darüber, dass die Umbenennung des archäolo-
gischen Seminars der Rostocker Universität in Heinrich-Schliemann-Institut in
aller Stille vollzogen wurde.
Während es über Schliemann
eine kaum noch zu überblicken-
de Anzahl an Veröffentlichun-
gen gibt, mehr seiner berühmt-
berüchtigten Selbstbiographie
(Abb. 4) und seinen hinterlas-
senen Schriften, als seinen ar-
chäologischen Leistungen und
Werken geschuldet, ist es still
um einstige große Altertums-
forscher geworden. Das ist hier
keine neue Erkenntnis. Aber
sie wird spürbarer, wenn man
sie überprüft. Das geschah in
der kleinen Geschichte der Ar-
chäologie und besonders in den
biographischen Darstellungen
anderer berühmter Archäologen:
Sir Arthur Evans (1851-1941),
Carl Humann (1839-1896), Carl
Schuchhardt (1859-1943), Ernst
Curtius (1814-1896), Karl Ri-
chard Lepsius (1810-1884) und
Sir Henry Creswicke Rawlinson
(1810-1895).
Abb. 4 – Exemplar der Erstausgabe von „Ilios“
im HSM. Hier erschien bekanntlich die berühmt-
berüchtigte Selbstbiographie.




