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sich in unserer schnellle-
bigen und mit Informati-
onen überfrachteten Welt
am besten vermarkten
lässt. So geschah es auch
vor vier Jahren mit dem
Sat.1-Zweiteiler „Der ge-
heimnisvolle Schatz von
Troja“,
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der im Mittel-
punkt meines 59. Sonn-
tagsvortrags
„Filmheld
Schliemann – Inwieweit
sollten auch Spielfilme
auf historische Personen
Rücksicht nehmen?“ stand
(Abb. 3). Dem Fernsehsen-
der reichte es nicht aus,
das tatsächlich geführte ereignisreiche Leben Schliemanns einschließlich seiner
Ausschmückungen zu verfilmen! Es musste noch ein Mordanschlag gegen Schlie-
mann, angestiftet von Professor Neumann (der Insider erkennt in ihn Professor
Ernst Curtius) und ein tödlicher Arbeitsunfall auf dem Hügel Hisarlık, hervorgeru-
fen durch die Eile Schliemanns, das homerische Troia zu finden, gezeigt werden.
Überraschend für viele der rund 5.000.000 Zuschauer muss Frau Sophias Anwe-
senheit bei der Entdeckung des sog. Schatzes des Priamos gewesen sein, weil
seit einer Veröffentlichung von David Traill vor einem Vierteljahrhundert die Ab-
wesenheit der griechischen Frau endgültig bewiesen ist und danach nahezu zum
Allgemeinwissen gehörte.
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Sämtliche Erkenntnisse der modernen Schliemannfor-
schung ignorierend und teilweise sogar wider besseres Wissens entstand somit ein
Spielfilm, den ich mich nicht scheute, als Räuberpistole mit Courths-Mahler-Ge-
würz zu bezeichnen.
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Mit dem Leben von Schliemann hat das Gezeigte wenig zu
tun. Der Spielfilm leidet unter zahllosen Fehlern und unnützen Übertreibungen. Es
lässt sich nun einwenden, es ist doch nur ein Spielfilm,
wir
wissen es doch besser.
Doch damit würde man sich in das Insiderwissen einer kleinen Gruppe zurück-
ziehen und ein falsches Schliemannbild in der Öffentlichkeit stehen lassen. Wenn
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Gesendet in Sat.1 am 19. und 20. März 2007.
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Vgl. W. M. Calder III und D. A, Traill (Hg.), Myth, Scandal and History: The Heinrich Schliemann
Controversy and a First Edition of the Mycenaean Diary
.
Detroit 1986, S. 110.
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S. meine ausführliche Filmkritik u. a.: R. Witte, SAT.1 zeigte am 19. und 20. März 2007 den
Zweiteiler „Der geheimnisvolle Schatz von Troja“, Informationsblatt der Heinrich-Schliemann-
Gesellschaft Ankershagen e. V. 19, S. 31 f. und die Satire von R. Hilse, Göttergespräch: Der
geheimnisvolle Schatz von Troja, im gleichen Heft, S. 33f.
Abb. 3 – Der Autor des Beitrags wird von spiegel tv zum
Film befragt




