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geheiratet hat. Er brachte sie über Neapel, Rom und Florenz nach Paris. Am
23. Oktober waren sie in seiner Wahlheimat eingetroffen. Er wollte, dass So-
phia schnell Französisch lernte, sich modisch kleidete und als Gastgeberin beim
Abendessen mit seinen Freunden auftrat. Solche Anforderungen konnte sie aber
nicht erfüllen. Innerhalb einiger Wochen musste Schliemann eine Einladung zum
Abendessen ablehnen, weil Sophia krank geworden war. Bis zum Jahresende
verschlechterte sich ihr Zustand trotz hinzugezogener Fachärzte und spezieller
Diäten. Im Frühjahr 1870 aber war sie so weit genesen, dass Schliemann es am
18. Januar wagte, Einladungen zum Abendessen am 28. zu verschicken. Auch
dieses Essen hat nie stattgefunden, denn Schliemann klagte über ihre fürchterli-
che „Neuralgie“, d. h. Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Abgeschlagenheit.
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Trotz seines Wunsches, in Paris zu bleiben, musste Schliemann erkennen, dass die
Stadt seiner geliebten Frau nicht wohl tat. Deshalb kehrten sie nach Griechenland
zurück, so dass sich Sophia Ende Februar wieder bei ihren Verwandten in Athen
befand. Die Familie Engastromenos war Schliemann selbst aber schwer erträg-
lich. Bis Mitte Mai 1870 war er häufig verreist, erst zu den Kykladen, anschlie-
ßend in die Türkei. Er versuchte, zusammen mit Sophia und ihrer Schwester Ma-
rigo, in einen sächsischen Kurort zu reisen, in der Hoffnung, danach gemeinsam
nach Paris fahren zu können. Diese Hoffnung wurde leider zerschlagen: Ende
Mai waren alle drei wieder nach Athen zurückgekehrt. Dann reiste Schliemann
allein nach Paris zurück, wo er fast den ganzen Monat Juni verbrachte. Im Juli
nach Athen zurückgekehrt, reiste er mit Sophia am Monatsende nach Paris. Noch
einmal erkrankte sie beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges, aber-
mals suchte Schliemann Modeärzte auf und erforschte Sonderdiäten. Schließlich
brachte er Sophia aus dem kriegsgeplagten Paris in ein Bad nach Boulogne. Dann
machten sie einen Ausflug nach England und einen einmonatigen Aufenthalt an
der atlantischen Küste in Arcachon, bevor sie Ende Oktober 1870 nach Griechen-
land zurückkehrten.
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Die politischen und militärischen Ereignisse in Frankreich
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Wahlheimat: HS&FP BBB 28, Blätter 262–263 (23. Okt. 1869, an Adolph Schliemann). Einladung
abgelehnt: BBB 28, Blatt 285 (17. Nov. 1869, an Dore Wunderly). Verfall Sophias: BBB 28,
Blätter 304–309 (8 Briefe, alle 12. Dez. 1869); vgl. Blätter 315 u. 325–326 (15. u. 23. Dez. 1869).
Neuralgie: BBB 28, Blätter 363–364 (an Hoehne) u. 365 (20. Jan. 1870, an den Vater, Schwester
Wilhelmine u. Schwager Wilhelm Kuhse, sowie an E. W. Schliemann).
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Siehe z.B. HS&FP BBB 29, Blätter 23–25 (26. Feb. 1870, 2 Briefe) u. 35–38 (22. März, 2 Briefe);
vgl. Traill 1995 (Anm. 4), 75–77. Curort Schweizermühle: BBB 29, Blätter 67–70 (12.–18. Mai
1870, 6 Briefe). Dresden: BBB 29, Blätter 71, 73–84 (20.–21. Mai 1870, 10 Briefe). Marseille:
BBB 29, Blätter 85–90 (28. Mai 1870, 7 Briefe). Marigo: BBB 29, Blatt 69 (15. Mai 1870, an E. W.
Schliemann), vgl. Blatt 72 (19. Mai, an die Familie in Lyck). Paris: Traill 1995 (Anm. 4), 80–82
u. Anm. 18 (BBB 29, Blätter 122–125 u. 127 an Sophia, 23.–24. Juni 1870). Kuren u. Bäder: BBB
29, Blätter 137–138 (25. Juni 1870), 156–157 (22. Juli), 165–166 (29. Juli), 168 (4. Aug.), 172–173
(5. Aug.), 176–177 (8. Aug.), 178–179 (18. Aug., an dem Vater).
 
	
	 
					 
				 
				


 
		
