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Kuba, um seine Geldanlagen zu überprüfen. Wohin er auch immer reiste, pflegte
er seinen Gastgebern zu sagen, er hätte sich in Paris auf Dauer niedergelassen.
Ende April 1868 begab er sich auf eine Reise durch Italien, Griechenland und die
Türkei, die sein zukünftiges Leben bestimmen sollte. Was immer auch die For-
schung noch entdecken wird, die Tatsache bleibt bestehen, dass Schliemann sich
am 4. September zur Rückkehr nach Paris entschlossen hat, um die homerische
Topographie und Archäologie zu erforschen und ein Buch darüber zu schreiben.
Soeben in eine neue, imposante Wohnung im 6 Place St. Michel umgezogen, be-
auftragte er Beaurain, einen neuen Mieter für die alte Rue de l’Arcade Wohnung
zu finden. Auch konnte Schliemann die Unfähigkeiten seines Pariser Bankiers
Zellweger nicht mehr dulden. Im Dezember übergab er dem Bankier Émile Er-
langer & Co. sein Konto. Deshalb schickte er dieser Bank ein neues Verzeichnis
seiner Immobilien und bevollmächtigten Vertreter.
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Am Jahresende war das Ma-
nuskript seines Buchs
Ithaque, le Péloponnèse, Troie
fertig gestellt.
Frühling und Sommer 1869 brachten noch weitere Veränderungen. Zunächst er-
warb er mit Hilfe seines Vetters Adolf Schliemann den Doktortitel an der Uni-
versität Rostock. Als Doktorarbeit reichte er das vorgenannte Buch ein, an das
er die schon berüchtigten autobiographischen „Dissertationen“ (eher „Aufsätze“
oder „Essays“) anfügte. Ich betrachte Schliemann als einen der ersten und erfolg-
reichsten Spätstudierenden.
Dann kam es zur Ehescheidung. Seit dem Umzug nach Paris versuchte er, sich
mit seiner Noch-Ehefrau Ekaterina zu versöhnen, der besseren Ausbildung der
Kinder wegen. Sie aber hat sich allen Versuchen widersetzt, weil sie Russland
als Hochburg der traditionellen ostkirchlichen Tugenden ansah, während Schlie-
mann seinerseits St. Petersburg als einen Ort ganz ohne intellektuelle Anregun-
gen – besonders nach seinen Pariser Erfahrungen –bezeichnete.
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Da Ekaterina sich nicht scheiden lassen wollte, fand er eine Lösung in den Ver-
einigten Staaten durch eine „Schnell-Scheidung“ im Staate Indiana. Diese Ge-
schichte ist bekannt. Hier ist von Bedeutung, dass die Realisierung mehr als drei
Monate gedauert hat. Zu dieser Zeit interessierte Schliemann sich viel für seine
Umgebung und schickte seine Beschreibungen an Verwandte und französische
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Kuba-Bericht: HS&FP BBB 27, Blätter 216, 217–217p (25. Dez. 1867). Neue Adresse: BBB
27, Blatt 448 (17. Sept. 1868, an Anquetil); vgl. BBB 27, Blätter 451–452 (19. Sept. 1868, an
Delalande u. Beaurain). Neuer Bankier: BBB 27, Blatt 576 (30. Dez. 1868).
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HS&FP BBB 27, Blätter 24–29 (14. Feb. 1867), 133 (17. April 1867), 149–152 (6. Mai 1867),
369–369a (4. April 1868).
 
	
	 
					 
				 
				


 
		
