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verschiedenem Baubedarf und Haushaltsartikeln.
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Aber die Anzahl der Briefe
an „P. Beaurain“, den Schliemann immer mit „Monsieur“ anredete, ist weit grös-
ser, als alle an die Anwaltschaft oder die Baugewerbe gerichteten Schreiben. Nur
zwei werden von Meyer und Traill zitiert. Diese räumten ein, dass Beaurain an-
scheinend Schliemanns Pariser Geschäftsangelegenheiten betreute. Tatsächlich
stammen die betreffenden Briefe aus der Zeit nach seinem Aufenthalt und werden
von ihnen eher dazu benutzt, um ihre Lesarten der Geschichte des Ausgräbers
von Troia zu gestalten, als eine genauere Vorstellung seiner Verhältnisse zu ge-
ben: in den Jahren unmittelbar vor den Ereignissen, die ihn weltberühmt gemacht
haben.
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Masson erkannte, dass Beaurain kein Notar war, obwohl er keine Ahnung hatte,
dass Bardout überhaupt existierte. Ohne den gesamten Briefwechsel gekannt zu
haben, konnte er aber nicht wissen, ob der Mann ein Advokat oder ein Verwalter
war oder es sich sogar um seinen Vornamen handelte. Das Archiv erzählt alles
über die Aufgaben, für die Polynice Beaurain ursprünglich eingestellt wurde.
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Im
Juni 1867 vertraute ihm Schliemann die Verwaltung seiner Pariser Immobilien ge-
gen eine Provision von 2 % der hinterlegten Mieten an. ImMärz 1871 bevollmäch-
tigte Schliemann, der finanziellen Konsequenzen des Deutsch-Französischen
Krieges wegen, Beaurain, eine Provision von 6½ % der Bruttomieteinnahmen für
sich zu behalten. Beaurain sollte die Mieteinkünfte kassieren, die einzelnen Woh-
nungen und Mietshäuser kontrollieren, Reparaturen organisieren und bezahlen,
das Verhalten der Mieter überprüfen und gewisse Mieter nötigenfalls exmittieren.
Außerdem sollte er allerlei erledigen, besonders wenn Schliemann abwesend war.
Die Erledigung der Post war eine wichtige Aufgabe. Viele Briefe geben Beaurain
Anweisungen zur Weiterleitung von Schreiben und Zeitungen an verschiedene
Orte oder fragen an, weshalb bestimmte Gegenstände noch nicht eingetroffen wa-
ren. Weitere vielfältige Aufgaben können aus Platzgründen nicht erwähnt werden.
Sobald er Beaurain eingestellt hatte, um seine „Häuser“ zu verwalten, hatte
Schliemann Zeit für Studien, für Geselligkeit mit Gelehrten und alten Geschäfts-
freunden sowie für Reisen. Von November 1867 bis zum Januar 1868 reiste er zu
den östlichen und zentralen Vereinigten Staaten, machte einen Abstecher nach
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Bis zum Jahre 1870 befinden sich fünf Briefe an die Rechtsanwälte Lacomme u. Durrieux in
HS&FP BBB 27–28, sowie sechs Briefe an Bardout. Briefe an Delalande u. Zoegger sind viel
zahlreicher in BBB 27–29; vgl. E. Ludwig, Schliemann: The Story of a Gold-seeker (Boston
1931), 102.
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Meyer 1953 (Anm. 2), 174–175, Nr. 141 (23. Aug. 1871); Traill 1995 (Anm. 4), 122 u. Anm. 41
(HS&FP BBB 32, Blätter 372–373, 28. Juni 1873).
26
HS&FP BBB 27, Blatt 183 (12. Juni 1867), BBB 28, Blatt 440 (5. März 1871). Der Schriftverkehr
zwischen Schliemann und Beaurain bis zum Jahre 1871 (HS&FP BB Boxes 61–66 u. BBB Bände
27–29) beträgt mehr als 200 Briefe.
 
	
	 
					 
				 
				


 
		
