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wunderung über das House of Parliament, das gerade erbaut wurde. Auch das Mo-

nument für Wellington im Hydepark machte einen großen Eindruck auf ihn und

sein Besuch des Thames Tunnel war bestimmt einer der Höhepunkte seiner Reise.

Wie ein moderner Tourist kaufte er sich hier ein Souvenir, ein kleines Fernglas mit

einem Bild von diesem Tunnel.

Weil Schliemann, wie schon erwähnt, in seiner Selbstbiografie behauptet, dass er

seit seiner frühen Jugend an Troja interessiert war, ist sein Besuch des British Mu-

seums von besonderem Interesse. Montagu House, das erste Gebäude des British

Museum, wurde im Jahre 1845 durch das heutige Museum ersetzt. Als Schliemann

dieses Museum 1846 besuchte, war man mit der Einrichtung des neuen Gebäudes

beschäftigt. Es ist deshalb nicht genau bekannt, was Schliemann sehen konnte und

was nicht. Wir lesen in seinem Journal zum Beispiel nichts über die Elgin Marb-

les, es ist aber möglich, dass er sie nicht sehen konnte. Es ist aber auch möglich,

dass er nie von ihnen gehört hatte. Kopien von diesen Reliefs konnte man damals

im London Panorama kaufen. Bei der Beschreibung seines Besuches dort erzählt

Schliemann uns nur, dass es dort auch griechische Statuen gab. Wieder schreibt er

kein Wort über die Elgin Marbles. Wenn wir Schliemann durch das British Mu-

seum folgen, müssen wir bedenken, dass es nicht dasselbe Museum war, das wir

jetzt besuchen können. Damals hatte man neben den bekannten Antiquitäten und

ethnologischen Sammlungen auch noch jene Sammlung ausgestellt, die sich heute

im Natural History Museum befindet.

Die biologischen Sammlungen, all die Fische, all die Vögel, langweilten ihn. Die

großen fossilen Knochen, machten jedoch wohl einen Eindruck auf ihn. Nach

Schliemann waren diese die Überreste von Tieren, die vor unserer Schöpfung ge-

lebt hatten. Für uns ist das heute eine bemerkenswerte Aussage gelten, zu Schlie-

manns Zeit war sie das aber nicht. Man stellte sich damals die Frage, wie man die

Skelette von Tieren erklären sollte, die nicht mehr auf dieser Erde anwesend waren.

Nach der Bibel hatte Gott alle Lebewesen, die es auf Erden gibt, in sieben Tagen

erschaffen. Nach dieser Schöpfung waren keine Lebewesen mehr dazu gekommen

oder verschwunden. Also woher kamen diese fossilen Knochen? Mit seiner Aus-

sage von einer Schöpfung vor unserer Schöpfung greift Schliemann zurück auf die

aus dem Jahre 1655 stammende Idee einer Vor-Adamitischen Welt von Isaac La Pe-

yère (1596-1676). La Peyères Idee war im Grunde sehr einfach. Wie hat Kain eine

Frau gefunden, wenn es keine frühere Schöpfung gegeben haben soll? Im Laufe

der Zeit zeigte sich, dass diese Idee ohne Probleme an die neuesten Entdeckungen

anzupassen war. Aufbauend auf sie, trat im Jahre 1796 der berühmte französische

Paläontologe George Cuvier (1769-1832) mit der Mitteilung an die Öffentlichkeit,

dass es mehrere Welten vor unserer Zeit gegeben hat, die alle durch eine Katast-

rophe zerstört worden sind. Ich meine nicht, dass Schliemann La Peyère, Cuvier