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oder andere, die diese Meinung vertreten haben, gelesen hatte, aber er kannte die

Auswirkungen ihrer Hypothesen und das zeigt uns, dass er auch damals schon an

mehr als nur an Geld interessiert war.

Wichtiger für uns ist, was Schliemann über die archäologischen Objekte berich-

tet. Er gibt uns eine Beschreibung darüber, was er in den verschiedenen Räumen

gesehen hat. Er beginnt mit den Särgen der Ägypter. Diese wurden nach seinem

Bericht in den Pyramiden und Katakomben gefunden. Neben diesen Särgen sah

er Schmuckstücke, die auch aus den Pyramiden stammten. Viel interessanter aber

fand er die Mumien. Es handelt sich hier um Leichen, die im Laufe der Zeit und

durch die große Hitze versteinert worden wären. Das ist richtig makaber und be-

stimmt ein Äquivalent zu den Darstellungen der Mörder, die er später bei Madame

Tussaud gesehen hat.

Mit Hilfe eines Museumsführers schaute er sich die griechischen und römischen

Vasen und Statuen an, aber er bemerkte nicht, dass mehrere auf die Geschichte

von Troja verweisen. Wenn wir uns die Museumsführer für das British Museum,

die Schliemann benutzte, ansehen, wird das besonders auffällig. Nr. 13 stellt zum

Beispiel die Köpfe von Paris und Helena

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oder Nr. 47A den Kopf eines der Helden

Homers mit dem Blick nach oben dar, wie es aussieht, befindet er sich in großer

Aufregung.

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Nr. 54 zeigt ein Flachrelief von Priamos, der Achilles anfleht, dass

dieser ihm den toten Körper seines Sohnes Hektor aushändigt.

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Wie kann man

hierbei nicht an Troja denken? In Schliemanns Journal finden wir aber, wie schon

gesagt, nichts über Troja. Wir bekommen sogar den Eindruck, dass er überhaupt

nicht an der Antike interessiert war. Als er später in Paris den Louvre besucht,

sieht er ähnliche sagenhafte Darstellungen, aber auch dann findet er sie nicht einer

Beschreibung wert.

Dass Schliemanns kulturelle Entwicklung damals noch nicht weit fortgeschritten

war, wird auch klar, wenn man liest, was er über seinen Besuch auf Schloss Windsor

schrieb. Anthony van Dycks (1599-1641) Gemälde von Beatrice de Cusance (1614-

1663), Princess de Cante Croix, aus dem Jahre 1635 beeindruckte ihn sehr. Er stand

wie angewurzelt davor und konnte seine Augen nicht davon abwenden. Er bewun-

derte aber nicht die Qualität des Porträts, sondern er glaubte, in ihm die Frau eines

Moskauer Geschäftsfreundes zu erkennen, einer sehr schönen russischen Frau.

Am Abend nach seinem Windsorbesuch ging er zu Madame Tussaud. Das, was

er dort sah, war für ihn richtig großartig. Dort hatten die Künstler die Natur fast

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Synopsis 1838, 155.

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Synopsis 1838, 157.

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Synopsis 1838, 157.