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dagegen aber von über 60 Toten.
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Nachdem er die Stelle gesehen hatte, war es
für Schliemann klar, was hier passiert war. Es müsse hier mehr als vierzehn Tote
gegeben haben. Die französischen Zeitungen hatten versucht, den Unfall zu ver-
harmlosen, die russischen Zeitungen haben sich aber nicht irreführen lassen. Die
russischen Zeitungen hatten die Wahrheit publiziert.
Schliemann benutzte in seinem Reisejournal Englisch, Französisch und Italienisch.
Englisch und Französisch waren mehr oder weniger die Sprachen der Länder, die
er durchreist hatte. Italienisch war die Sprache seines Führers in Paris. Weshalb
er einen Italiener an Stelle eines Franzosen als Führer in Paris genommen hat, ist
nicht bekannt.
Einige Male benutzte er russische Buchstaben für ein Wort, aber bemerkenswer-
ter Weise schreibt er nichts auf Deutsch. Auf seiner Anreise könnte man das viel-
leicht damit erklären, dass Schliemann bemüht war, sein Englisch zu üben. Auf der
Rückreise, als er speziell eine Rheinreise unternahm, um diese berühmte deutsche
Landschaft zu sehen, kann dieses Argument nicht mehr gelten. Man bekommt den
Verdacht, dass er ein Problem mit seiner Muttersprache hatte. Und vielleicht nicht
nur mit der Muttersprache.
Als er die Reise von St. Petersburg nach Lübeck beschreibt, erklärt er, dass ihn der
Anblick seines Vaterlandes überhaupt nicht berühren würde. Dies an sich ist eine
besondere Bemerkung. Weshalb schreibt er aber über etwas, das ihn nicht berührt,
das tut man normalerweise nicht. Wie bereits ausgeführt, schrieb Schliemann für
ein russisches Publikum. Mit dieser Bemerkung wollte er den Russen zeigen, dass
Mecklenburg überhaupt nichts mehr für ihn bedeutet. Durch das Nichtbenutzen
der deutschen Sprache versuchte er diesen Eindruck noch zu verstärken. Dagegen
steht das Lob, das er immer wieder für Russland hat. Bei seinem Besuch des Bri-
tish Museums und von Schloss Windsor schreibt er seinen Namen in russischen
Buchstaben in die Gästebücher. Wenn er mit einer französischen Dame in dem
Zug nach Versailles plaudert, erzählt er ihr, dass er ein Russe ist. Im Zug nach
Antwerpen spricht er mit einer anderen Dame und auch dieser erzählt er, dass er
ein Russe ist.
Während eines Abendessens in Liverpool beleidigte er die anwesenden Damen,
indem er ihnen erzählte, dass sie im Vergleich zu den russischen Damen nur alber-
ne Gänse seien. Die russischen Frauen sprächen mindestens drei Fremdsprachen
fließend und spielten daneben noch ausgezeichnet Klavier. Die russischen Frauen
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Die
Nederlandsche Staats-courant
No. 163, Samstag 11. Juli 1846, spricht über wenigstens fünf-
zig Tote.




