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Seite 15

Informationsblatt 29 April 2018

Mitgliederversammlung

dern nur die Einsicht, wie wichtig das für die Bekanntheit des

Museums und für die Besucherzahlen war.

Insgesamt wurden im Berichtszeitraum 7 „Abendvorträge“

gehalten. Von den kulturellen Gedächtnisorten (Blaubuch-Mu-

seen) waren diesmal die Direktorinnen des Theodor-Fontane-

Archivs Potsdam und des Rochow-Museums Reckahn dabei.

Die Gesellschaftsmitglieder Hartmut Fründt, Professor Hell-

mut Rühle und Professor Armin Jähne sprachen über „Bunte

Antike“ bzw. über „Armenien – im Schatten des Ararat. Ein

Streifzug durch Geschichte und Gegenwart eines fast vergesse-

nen Landes zwischen Orient und Europa“ (dieser Vortrag war

überfüllt) und über „Kulturgeschichtliche Hintergründe des

Zerwürfnisses von Jekaterina und Heinrich Schliemann“. In be-

währter Weise gestaltete Peter Voppmann alias Heinrich Schlie-

mann (das Foto haben Sie schon im letzten Informationsblatt

gesehen) die 12. Ankershagener Herbstlese. Außerdem hatte er

beim Griechischen Fest mit der Lesung „Das hölzerne Pferd

oder Vom Kampf um Troja“ wieder viele begeisterte Zuhöre-

rinnen und Zuhörer. Freuen konnten wir uns auch darüber, dass

unser korrespondierendes Mitglied aus Utrecht, Wout Arentzen,

im Juni zum Thema „Heinrich Schliemann als Prähistoriker“

sprach.

Kommen wir nun zu den „Kinder- und Jugendveranstaltungen“,

die das Gesamtbild über das Heinrich-Schliemann-Museum

großartig abrunden. Neben den vielen schulischen Projekten

hatte Undine Haase im Berichtszeitraum 9 öffentliche Veran-

staltungen vorgesehen. Themen waren u. a. „Lichter – leuchten

– Laternen“, „Vor-Advent im Museum“, „Dem Minotauros auf

der Spur“, „Textilwerkstatt“ und „Eulen nach Athen tragen“.

Damit werden junge Leute schon frühzeitig zu Besuchern von

angeblich „verstaubten Museen“ gemacht. Ein scheußlicher Be-

griff, der leider auch im Kulturradio manchmal benutzt wird.

Das Museum beteiligte sich wie jedes Jahr am „Tag des offe-

nen Denkmals“ („Heritage and Communities“ – „Gemeinsam

Denkmale erhalten“) und am „Internationalen Museumstag“.

Der mittlerweile 40. stand unter dem Motto „Spurensuche. Mut

zur Verantwortung“. Ein Höhepunkt im Museumsleben war am

23. Juli unser 3. Griechische Fest, zu dem 605 Besucherinnen

und Besucher kamen. Wir hatten dieses Mal eine großarti-

ge griechische Musikgruppe „Anonimi“, die zwei begeisterte

Konzerte gab. Leider aber nicht im Außengelände, sondern

nur im Veranstaltungsraum, so dass doch einige Besucher ent-

täuscht darüber waren, dass sie von der Musik nichts mitbeka-

men. In den beiden vergangenen Jahren war das anders. Die

Gruppe „Alexis Sorbas“ hatte kontinuierlich im Freien gespielt.

Freilich war das Wetter damals auch besser. Dennoch muss im

nächsten Jahr wieder dafür gesorgt werden (vielleicht mit Au-

ßenlautsprechern), dass Alle in den Genuss der griechischen

Musik kommen.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich im Juli mittlerweile

schon zum fünften Mal bei der Abiturfeier des Carolinums in

Neustrelitz den „Orbis Latinus“ verleihen durfte. Ich wünsche

mir sehr, dass der 2012 geschlossene Kooperationsvertrag zwi-

schen Gymnasium und HSM weiterhin bestehen bleibt.

Kommen wir nun zu den Dingen, die mich zur Einleitung des

Berichtes veranlassten, diesen entweder

sine

ira et studio

oder

cum

ira et studio

zu verfassen

.

In einem großen Zeitungsinterview

4

wurde ich vor ein paar Ta-

gen u. a. gefragt:

„Die Tage sind gezählt. Nach 14 Jahren verlassen Sie das

Schliemann-Museum und begeben sich in den Ruhestand. Ist

das ein gutes Gefühl für Sie?“

Meine Antwort: „Noch vor knapp einem Jahr sah ich meinen

Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Nach dem Beschluss des Kreistages vom Dezember 2016,

meine Stelle nicht bundesweit auszuschreiben und keine For-

schungen im Museum nach meinem Abgang mehr vorzusehen,

verlasse ich das Museum in Sorge, aber mit zwei lachenden

Augen. Die Missachtung unserer jahrzehntelangen Forschungs-

arbeit von Dr. Bölke und mir, die das HSM zu einem Zentrum

der internationalen Schliemannforschung und zu einem renom-

mierten Blaubuch-Museum machten, verbitterten mir die letz-

ten Monate in meiner Tätigkeit als Museumsleiter.“

„Was gehörte zu den Höhepunkten in Ihrem Wirken als Muse-

umsleiter?“

Meine Antwort: „Wo soll ich anfangen, wo soll ich aufhören?

Für mich waren vor allem die vier internationalen Konferen-

zen mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten, die ich

in den 14 Jahren organisieren durfte, große Höhepunkte. Dabei

half in bewährter Weise die Heinrich-Schliemann-Gesellschaft.

Eine Konferenz fand sogar in enger Zusammenarbeit mit einer

französischen und einer polnischen Universität statt. Daraus

entstanden Tagungsbände, die den neuesten Stand nicht nur in

der Schliemannforschung, sondern auch in der Forschung der

ägäisch-anatolischen Kulturen (Kreta, Mykene, Troia) wie-

dergeben. Daneben konnte ich zahlreiche Veröffentlichungen

vorlegen, darunter eine umfassende Schliemann-Biographie,

die das Museum bei Wissenschaftlern und in der Öffentlichkeit

noch bekannter machten. Höhepunkte waren weiterhin unsere

Vortragsreihen, die Museumstage und die griechischen Feste.

Erwähnenswert sind natürlich auch die zahlreichen Kinder- und

Jugendveranstaltungen unserer Museologin Undine Haase, mit

der ich auch 42 Sonderausstellungen machen konnte. Gern er-

innere ich mich auch an ‚verrückte‘ Sachen: einem Glocken-

spielkonzert im Museumsgelände, eine Lesung mit dem DE-

FA-Chefindianer Gojko Mitic und vor allem an die Veranstal-

tung ‚Eine neue Schliemann-Oper entsteht‘ in Zusammenarbeit

mit der Rheinsberger Kammeroper.“

„Wissen Sie noch, mit welchen Zielen Sie einst die Stelle von

Wilfried Bölke übernommen haben?“

Meine Antwort: „Das weiß ich noch ganz genau. Die Ziele sind

sogar für jeden noch auf unserer Internetseite nachzulesen. Es

ging vor allem 2003 darum, das große internationale Renommee

des HSMzu halten undweiter auszubauen. Das ist voll gelungen.

Für mich als Mykenologen war es besonders wichtig, die ar-

chäologische Seite Schliemanns stärker zu betonen, ihn in Zeit

4 Nordkurier vom 29. August 2017, S. 20 f. Siehe auch „Zeitungsartikel“ am

Ende dieses Informationsblattes.