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Seite 14 Informationsblatt 29 April 2018

Mitgliederversammlung

Sehr geehrte Damen und

Herren, liebe Mitglieder der

Heinrich-Schliemann-Gesell-

schaft,

das ist also mein 15. und zu-

gleich letzter Bericht vor Ih-

nen als Museumsleiter. Wie

soll ich nun die Ereignisse

des letzten Jahres und die der

insgesamt 14 ½ Jahre Muse-

umsleitertätigkeit Revue pas-

sieren lassen? Der römische

Historiker Tacitus (58-120 n.

Chr.) war bestrebt, in seinen

Werken

1

sine ira et studio

zu

berichten, was so viel heißt

wie „ohne Zorn und Eifer“

oder anders ausgedrückt:

sachlich, objektiv. Demgegenüber schrieb der Tübinger Profes-

sor Frank Kolb, Gast auf unserer 10. Internationalen Konferenz,

imVorwort seines Buches

Tatort „Troia“

2

: „Dieses Buch ist

cum

ira et studio

[also mit Zorn und Eifer, R. W.] geschrieben. Der

‚Zorn‘ richtet sich gegen die Vermischung von Wissenschaft

mit Politik und wirtschaftlichen Interessen, gegen die Verlet-

zung wissenschaftlicher Standards, gegen den Versuch, wissen-

schaftlichen Diskurs durch öffentliches Deutungsmonopol zu

ersetzen, gegen komplizenhaftes Schweigen. Diesen Tendenzen

soll mit ‚parteilichem Eifer‘ begegnet werden.“ Ich werde ver-

suchen, zwischen beiden Polen einen Mittelweg zu finden.

Beginnen wir aber mit der sachlichen Darstellung der Veran-

staltungen im Heinrich-Schliemann-Museum vom September

2016 bis heute.

Vom 24. September 2016 bis zum 14. Mai 2017 zeigten wir

die Sonderausstellung „Gesichter der DEFA“, eine Fotoschau

von Sandra Bergemann. Darüber berichteten wir bereits aus-

führlich im Informationsblatt 28 (S. 28-30) der Gesellschaft.

Aus Anlass dieser Exposition konnten wir am 26. November

den „DEFA-Chefindianer“ Gojko Mitic zu einer Lesung begrü-

ßen, die von rund 100 Besuchern (mehr fasste der Raum nicht)

begeistert aufgenommen wurde. Eine vorgesehene Lesung mit

Ursula Karusseit im März 2017 scheiterte an ihren finanziellen

Forderungen.

Als nächste Sonderausstellung hatten wir „Troja – Homer –

Schliemann“ vorgesehen. Damit wollten wir die philatelistische

Sammlung von Kurt Höppner (Chemnitz) öffentlich machen,

die das Museum als Dauerleihgabe im Sommer letzten Jahres

vom Sammler erhalten hatte (s. Informationsblatt der HSG 28,

S. 81). Auf Wunsch der GmbH „Wirtschaftsförderung Meck-

1 Annalen I,1.

2 Frank Kolb: Tatort „Troia“. Geschichte-Mythen-Politik, Paderborn-Mün-

chen-Wien-Zürich 2010.

lenburgische Seenplatte“ änderten wir unser Vorhaben. Sie

wollte eine Art Gemeinschaftsausstellung ihrer drei Museen

über das Thema „Pferdewelten“. Wir beteiligten uns daran mit

dem Thema „Die unendliche Geschichte vom ‚Trojanischen

Pferd‘“. Die Sonderausstellung eröffneten wir am 21. Mai –

nicht ohne große Schwierigkeiten, doch das ist eine Geschichte

für sich. Sie soll bis zum 17. September zu sehen sein – also für

Sie auch noch in diesen Tagen. Danach soll dann die eben er-

wähnte Sammlung gezeigt werden. Das ist zumindest der Plan.

Da jedoch in diesem Herbst die Heizung im Vortragsraum und

im Museum von Nachtspeicheröfen auf Gas umgestellt wird,

könnte es hier noch zu Änderungen kommen.

3

Undine Haase

wird Sie sicher in ihrem Beitrag näher darüber informieren kön-

nen. An dieser Stelle möchte ich mich bei ihr sehr herzlich be-

danken, dass wir in unseren gemeinsamen Jahren mit Hilfe vie-

ler – Museumsmitarbeiterinnen, Vorstandsmitglieder, Künstler,

Sammler, Designer – 42 Sonderausstellungen in 14 Jahren auf

die Beine gestellt haben. Was das betrifft, müssen wir uns in

Zukunft auch keine Gedanken darüber machen. Es wird so wei-

tergehen.

Etwas anders sieht es bei der beliebten und notwendigen Vor-

tragstätigkeit aus. Im Berichtszeitraum konnte ich dieses Mal

nur 10 statt 12 Sonntagsvorträge halten. Der Dezember-Vortrag

fiel wegen Arbeitsüberlastung, der Juni-Vortrag wegen Krank-

heit aus. Doch bin ich glücklich darüber, dass in den vielen Jah-

ren insgesamt nur vier Sonntagsvorträge ausfielen. Gründe für

den Ausfall der anderen zwei waren eine Fritz-Reuter-Ehrung

und starker Schneefall. Die Älteren unter uns werden sich dar-

an erinnern, dass es früher auch so etwas gegeben hat. Themen

waren diesmal u. a. „Der Einfluss der Antike auf die Weima-

rer Klassik“, „Das minoische Stierspiel – Wirklichkeit oder

Fiktion“, „Drei Jubilare in der Altertumswissenschaft 2017 –

Mommsen, Winckelmann, Burckhardt“, „Nikos Kazantzakis

(1883-1957) und Kreta“ sowie aus Anlass der Wienreise der

Gesellschaft eine Würdigung zum 300. Geburtstag von Maria

Theresia und ein Vortrag zum Thema „Wien – Historie, Kunst,

Wissenschaft, Schliemann“. Am 6. August konnte ich in mei-

nem letzten und 168. Sonntagsvortrag als Museumsleiter einen

positiven Rückblick über diese Reihe ziehen. Ich bedanke mich

sehr für die zahlreichen Glückwünsche meiner Stammhörer. Es

ist geplant, dass unter der Regie der Schliemann-Gesellschaft

die Sonntagsvorträge mit unterschiedlichen Referentinnen und

Referenten fortgesetzt wird. Wenn man so will, könnten wir den

heutigen Vortrag von Professor Pappalardo zum 1. Sonntags-

vortrag der Neuen Reihe machen.

Zusätzlich hielt ich im Berichtszeitraum noch weitere 41 Vor-

träge in Ahrenshoop, Ankershagen, Frankfurt (Oder), Güstrow,

Rostock, Stavenhagen, Waren und Worpswede. Damit kann ich

in meiner 14 ½ jährigen Museumsleitertätigkeit auf 530 Vorträ-

ge zu knapp 200 verschiedenen Themen in 51 Orten im In- und

Ausland zurückblicken. Ich möchte dafür kein Lob haben, son-

3 Anm. d. Redaktion: Die Sonderausstellung fand aus genannten Gründen

nicht statt.

Bericht des Leiters (bis 31. 08. 2017) des Heinrich-Schliemann-Museums,

Dr. ReinhardWitte (Berichtszeitraum vom 4. September 2016 bis 3. September 2017)

Dr. Reinhard Witte