Seite 16 Informationsblatt 29 April 2018
Mitgliederversammlung
und Raum zu stellen, d. h. ihn im Vergleich zu anderen Ausgra-
bungsorten und Archäologen zu zeigen. Das habe ich für die
Öffentlichkeit in meinen 168 Sonntagsvorträgen getan. Was mir
nicht gelang, war die Besucherzahlen zu erhöhen, obwohl es
in den ersten Jahren ganz gut aussah. Ab 2008 erfolgte dann
ein merkbarer Rückgang. Dafür gibt es verschiedene, teilwei-
se kaum erklärbare Gründe: zu geringer Werbeetat, Entstehung
des Müritzeums, kaum öffentliche Anbindung, kaum Rückhalt
durch den Landkreis. Seit 2011 steht die Grobkonzeption für
eine neue Dauerausstellung, die zu einem Besucherzuwachs
erfahrungsgemäß geführt hätte. Leider konnte sie bis heute
nicht umgesetzt werden. Der damalige Amtsleiter und heutige
Bürgermeister von Malchin, Axel Müller, war gleichzeitig am-
tierender Museumsleiter in Alt Schwerin. So galt seine ganze
Aufmerksamkeit dem Entstehen des Agroneums. Das war eine
unglückliche Konstellation: Leiter eines Amtes zu sein, zu dem
auch das Schliemann-Museum gehörte und gleichzeitig verant-
wortlich tätig für ein anderes Museum. Mehr will ich dazu nicht
sagen. Jeder kann sich die Auswirkungen selbst vorstellen.“
Hier noch zwei weitere Fragen und Antworten.
„Welchen Stellenwert hat die Einrichtung heute und wie sehen
Sie deren Zukunft? (Trägerwechsel)“
Meine Antwort: „Es klingt immer ein wenig angeberisch und
ist doch nur eine sachliche Beschreibung der Tatsache. Das
HSM ist Zentrum der internationalen Schliemannforschung
und ein Blaubuchmuseum, in dem ca. 40 Einrichtungen von
rund 1400 Museen Ostdeutschlands stehen. Es hat ein Allein-
stellungsmerkmal (USP – unique selling proposition). Dieses
haben nur wenige Museen. In unserem Landkreis erwähne ich
hier das Fallada-Museum in Carwitz und das Fritz-Reuter-Mu-
seum in Stavenhagen. Ich sagte es schon: Dieser Umstand wird
von Kommunalpolitikern kaum gewürdigt. Viele haben nur die
Euro-Zeichen in ihren Augen, d. h. Besucher, Besucher, Besu-
cher. Doch die Qualität eines Museums definiert sich nicht über
seine Besucherzahlen. Natürlich ist es nicht so anstrengend, Fi-
sche anzuschauen oder Traktorenlärm zu lauschen, als sich mit
vergangener Zeit und mit dem berühmtesten Mecklenburger zu
beschäftigen.
5
Die vor zwei Jahren erfolgte Einbeziehung des
HSM in eine ‚GmbH Wirtschaftsförderung Mecklenburgische
Seenplatte‘ und in die später erfolgte Untereinheit ‚MuSeEn
gGmbH‘ halte ich für einen Irrweg. Wir müssen aber z. Zt. da-
mit leben, um gemeinsam – Träger und Einrichtung – die nun
mögliche neue Dauerausstellung bis 2019 zu realisieren.“
„Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin Undine Haase, mit der Sie
14 Jahre eng zusammengearbeitet haben, mit auf den Weg? Sie
wird das von Ihnen entworfene neue Konzept für die Daueraus-
stellung mit umsetzen.“
Meine Antwort: „Ich wünsche ihr von Herzen alles Gute und
versichere ihr meine Unterstützung, wenn sie sie haben möch-
te. Ich hoffe sehr, dass ich an der Umsetzung meiner mit ihr
und der Schliemann-Gesellschaft erarbeiteten Konzeption, die
5 Diese Passage können nur Böswillige so auslegen, als würde ich die Leis-
tungen anderer Museen herabmindern. Ich habe größte Hochachtung vor
der Arbeit meiner anderen Museumskolleginnen und -kollegen (z. B. im Mü-
ritzeum und Agroneum). Meine Behauptung beschreibt nur eine Tatsache.
uns 211.000 Euro Fördermittel vom Bund einbringt, beteiligt
werde. Vor allem wünsche ich ihr Standfestigkeit gegenüber
demTräger des Museums. Mir brachte sie unverständlicherwei-
se drei Abmahnungen ein. Aber das hat sich für mich gelohnt,
sonst gäbe es das HSM in der heutigen Form schon lange nicht
mehr. Weiterhin hoffe ich, dass sie zukünftig doch noch einen
Mitarbeiter bzw. eine Mitarbeiterin bekommt, denn meine Stel-
le wird ja ersatzlos gestrichen.“
Ich glaube, mit diesem kleinen Einblick in das Interview, das
Sie in Gänze hier und im nächsten Informationsblatt nachlesen
können, habe ich auch Ihnen die Zwiespältigkeit meiner Mu-
seumsleitertätigkeit vor Augen geführt. Auf der einen Seite die
schönen Erfolge, auf der anderen der kräftezehrende Kampf ge-
gen Arroganz, Ignoranz und Dummheit.
Die Krönung dessen war meine dritte Abmahnung im März von
der Geschäftsführerin der GmbH, weil ich einen Brief an die
Kreistagsfraktionen der SPD und CDU geschrieben habe (er
ist im Informationsblatt 28 auf den Seiten 68 f. bereits abge-
druckt), in dem ich bat, ihre Entscheidung zu überdenken. Dem
Fernsehen war dieser nicht offene Brief zugespielt worden. Sie
wollten daraufhin ein Interview mit mir, was Frau Lauffer ver-
bot.
Kurios und entlarvend zugleich ist eine Passage in der Abmah-
nung vom 14. 03. 2017. Dort heißt es:
„Zu Ihren arbeitsrechtlichen Treuepflichten gehört es ebenso,
den Betriebsfrieden zu wahren, d. h. mit dem Arbeitgeber und
den Arbeitskollegen vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Ihr
vorstehend beschriebenes Handeln hat das Vertrauensverhältnis
mit demArbeitgeber nachhaltig beeinträchtigt. Es kann darüber
hinaus sogar nachteilige betriebliche Wirkungen entfalten, soll-
ten sich hieraus Situationen entwickeln, die eine angestrebte
Förderung der neuen Dauerausstellung gefährden. In diesem
Fall wäre Ihre mögliche Inanspruchnahme zum Schadenersatz
zu prüfen.“
Man muss sich das einmal genau vor Augen führen: Hier be-
kommt jemand eine Abmahnung, weil er sich vehement für die
Sicherung des Heinrich-Schliemann-Museums als ein inter-
nationales Zentrum der Schliemannforschung und Blaubuch-
museum einsetzt. Mir wird vorgeworfen, dass ich mit meinem
Vorgehen Fördergelder vom Bund in Gefahr bringe. Hier wird
Ursache mit Wirkung verwechselt. Die Ursache für eine mög-
liche Gefahr liegt doch im Verlust des Blaubuchtitels, wenn am
Museum keine Forschung mehr betrieben wird.
In meiner Entgegnung vom 19. 03. 2017 auf die Abmahnung
schrieb ich u. a. an Frau Lauffer:
„Mein Vorgehen war im Übrigen auch nicht geeignet, Bundes-
förderung für die neue Dauerausstellung zu gefährden. Das Ge-
genteil ist der Fall!
Sie werden sich an das Gespräch mit Frau Kracht (Bildungs-
ministerium) am 11. November 2016 im HSM erinnern, an
dem Sie, Herr Brandhorst und ich teilnahmen. Wichtigstes Er-
gebnis war: Der Landrat sollte bis zum 28. November darüber