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kenischen Zivilisation und fünfmal so groß wie das der hethitischen.
26
Mit 340
Schichtfundstätten kennen wir jetzt ungefähr so viele Siedlungsplätze in West-
kleinasien wie mykenische, minoische und hethitische zusammen.
Zwischen 2000 und 1000 v. Chr. lebten in Westkleinasien Menschen, die sich
selbst eindeutig nicht dem mykenischen Kulturkreis im Westen oder dem hethiti-
schen im Osten zugehörig fühlten
(Abb. 8), schon allein weil diese
beiden Kulturen nur vorüberge-
hend während eines Teils des 2. Jt.
v. Chr. bestanden. Es ist daher an
der Zeit, einen neuen Kulturkreis
in die Ägäische Frühgeschichte
einzubringen.
27
Aufgrund der da-
mals vorherrschenden Sprache und
Schrift ist es naheliegend, diesen
Kulturkreis als luwisch zu bezeich-
nen.
28
Wir verwenden „luwisch“
jedoch als geografisch und chrono-
logisch begrenzten Begriff für die
Menschen, die im 2. Jt. v. Chr. in
Westkleinasien lebten.
29
Die Be-
zeichnung ist also weder sprach-
lich noch ethnologisch, noch durch
Keramiktypologien definiert. Sie
ist in dieser Hinsicht durchaus mit
der Definition der mykenischen,
minoischen und hethitischen Kul-
turkreise vergleichbar.
30
Die Existenz dieses zusätzlichen Kulturkreises ist bereits von einer ganzen Reihe
von Prähistorikern und Altorientalisten angedeutet oder sogar proklamiert wor-
den. Vom Land Luwiya (KUR
Lu-ú-i-ya
) erfuhr man zuerst 1906 durch Hugo
26
Siehe auch Wittke 2012, S. 22.
27
Siehe hierzu Aro/Wittke 2015, S. 618.
28
Bachhuber 2013, S. 280: Der Begriff „Luwisch“ wurde bereits in den 1950er Jahren von James
Mellaart propagiert.
29
Siehe Huxley 1961, S. 34; Palmer 1961, S. 249; Beekes 2003, S. 47; Yakubovich 2010, S. 2;
Singer 2011, S. 727.
30
Siehe auch Melchert 2003, S. 43.
Abb. 8 – Die mit Federkronen-Kopfschmuck
dargestellten Seevölker tragen in den ägyptischen
Inschriften die Bezeichnung Tekker, was an „Teu-
ker“ erinnert, ein für die Trojaner nach 1200
v. Chr. gebräuchlicher Begriff.