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Definition
In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass die alleinige Erforschung
der hethitischen Kultur nicht ausreichen kann, um die Entwicklung Kleinasiens in
der Spätbronzezeit verständlich zu machen. Der aktuelle Ausgräber von Hattuša, der
deutsche Archäologe Andreas Schachner, beendet sein Buch über die archäologische
Untersuchung der einstigen hethitischen Hauptstadt mit der Feststellung, dass das
hethitische Großreich eher eine Ausnahme als den Normalzustand darstellt.
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Die
Hethiter herrschten vor allem in Zentralkleinasien und nur während rund 400 Jahren.
Die Bronzezeit währte jedoch etwa 2000 Jahre. Vor, nach und neben den Hethitern
gab es Kulturen, die bis heute archäologisch weitgehend unerforscht sind – und dies,
obwohl sie während des ganzen 2. Jt. v. Chr. über Schriftkenntnisse verfügten.
Der
Historische Atlas der antiken Welt
in
Der Neue Pauly
zeigt auf, dass der größ-
te Teil Kleinasiens von Luwisch sprechenden Bevölkerungsgruppen bewohnt war
(Abb. 7). Ihr Territorium war etwa dreimal so groß wie das Kerngebiet der my-
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Schachner 2011, S. 345: „Die mehrfach hervorgehobene kulturelle Homogenität der hethitischen
Epoche erweist sich angesichts des schnellen Zusammenbruchs und völligen Verschwindens der
hethitischen Kultur in Zentralanatolien ihremWesen nach als lediglich temporär und oberflächlich.“
Mittelmeer
Schwarzes
Meer
Luwisch
Luwisch?
Hethitisch
Griechisch
Abb. 7 – Die Region, in der am Ende der Bronzezeit Luwisch gesprochen wurde, war viel
größer als die Region, in der Hethitisch gesprochen wurde.