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Daneben veranlasste er eine Ausgrabung im makedonischen Kupanova, dem heu-

tigen Ano Kopanos bei Naoussa.

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Neben architektonischen Überresten aus Mar-

mor, für die Struck eine sekundäre Verwendung innerhalb eines byzantinischen

Kirchleins annimmt, dokumentiert er auch hier eine bereits beraubte unterirdische

Grabkammer. Gedanken zum technischen Procedere bei Tumulusbestattungen

hatte er schon nach der „Entdeckung“ des Grabes von Palatizzas geäußert.

33

Das

Hauptaugenmerk legt Struck jedoch auf eine Schottergrube, aus der während des

Eisenbahnbaus Schotter abgebaut worden war. Im Zuge dieser Abbautätigkeiten

waren immer wieder Antiken zutage gekommen, von denen Struck bereits einige

für sich erworben hatte.

34

Bei seinen Nachgrabungen legt Struck acht Urnenbe-

stattungen und mehrere Bronzegegenstände, darunter einen illyrischen Helm frei.

Diesen Helm erwarb Struck für seine Privatsammlung. Mittlerweile befindet sich

der Helm im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, wohin ihn Nachfahren von

Strucks Ehefrau Dorothea als Schenkung gegeben hatten.

35

Der Verbleib der übri-

gen Antiken aus dem Privatbesitz Strucks ist unklar. Hinsichtlich der Auswertung

des Befundes in Kupanova geht Struck auch hier von einer durchaus bedeutenden

Fundstelle aus, deren Ursprung eindeutig in vorchristliche Zeit gehört. Der Be-

richt schließt mit dem Appell, dass Deutschland in diesem Gebiet archäologische

Forschungen anstellen möge, da die Aussicht auf reiche Funde hoch und die politi-

sche Unterstützung durch die Türkei gewährleistet seien.

36

Jahre später schreibt er

über seine Unternehmung, dass „die Hebung der Schätze ohne jedes System und

ohne genaue Beobachtung [erfolgte], so dass man nicht entscheiden kann, ob wir

hier eine Nekropole oder nur eine Anschwemmung von einer westlicheren Stelle

vor uns haben.“

37

Die Formulierung dieser Passage ist nicht eindeutig, möglicher-

weise betrachtete Struck sein früheres Vorgehen in späterer Zeit, v. a. nach seiner

Anstellung am DAI, durchaus kritisch.

Ähnlich euphorisch wie in den ersten Berichten ist auch der Ton in seinen Be-

schreibungen von Wodena (Edessa) und der makedonischen Ebene, wo er erneut

auf das bisher in jeglicher Hinsicht unerforschte makedonische Binnenland hin-

weist, das im Schatten anderer großer Entdeckung steht. Dabei betont er besonders

32

Vascić 2010, S. 44.

33

Struck 1898b.

34

Struck 1899a, S. 543.

35

Vascić spricht von einer Enkelin Strucks. Dies kann jedoch nicht korrekt sein, da Struck kinderlos

starb. Der Eintrag im Inventarbuch zum Helm lautet: „Kupanova A 1976:4 Gefunden 1898. Dem

Hessischen Landesmuseum 1930 als Leihgabe von der Familie Stade in Langen übergeben. Im

Sommer 1976 dem Museum geschenkt.“ (Auskunft nach B. Pinsker, zuständiger Kustode). Ver-

mutlich handelt es sich bei Familie Stade um Nachkommen aus der zweiten Ehe von Dorothea

Struck.

36

Struck 1899a, S.546.

37

Struck 1908b, S. 54.