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Zunächst besuchte Struck in Thessaloniki den Unterricht bei französischen Or-

densschwestern;

16

die Deutsche Schule Thessalonikis wurde erst 1888 nach einer

Initiative der in Saloniki ansässigen deutschsprachigen Gemeinschaft gegründet.

17

Die in Saloniki lebenden Deutschen hatten sich zuvor schon im Deutschen Kegel-

klub zusammengeschlossen, dem auch Strucks Vater angehörte.

18

Dieser galt als

inoffizielle deutsche Vertretung in der Stadt. Für die weiterführende Schulbildung

wurde Struck zu Verwandten nach Berlin geschickt. Er kehrte 1894 im Alter von

17 Jahren nach Saloniki zurück.Welche Schule er in Berlin besuchte oder welche

Fächer er belegte, lässt sich bedingt durch die Zerstörung zahlreicher Archive im

II. Weltkrieg nicht mehr herausfinden.

19

In Anbetracht seines Alters und der zeitgemäßen Beschulungsdauer in Preußen

kann Struck kein reguläres, d. h. ein humanistisches Gymnasium besucht haben.

Stattdessen dürfte er eine der neu etablierten Schulformen Preußens besucht haben.

1882 waren neue Lehrpläne erstellt worden, die die höhere Schulbildung in ein ein-

heitliches System brachten. Hierfür wurden sieben Typen von höheren Schulen eta-

bliert, nämlich drei neunjährige Vollanstalten (Gymnasium, Realgymnasium und

Oberrealschule), drei entsprechende, siebenjährige Proanstalten (Progymnasium,

Prorealgymnasium und Realschule) und eine sechsjährige Höhere Bürgerschule.

Diese vermittelte den Lehrplan der Realschule.

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Ausgehend von einer Einschulung

imAlter von ca. sechs Jahren und dem Besuch der Grundschule für vier Jahre kann

Struck lediglich eine der sieben Jahre dauernden Schulen, also ein Progymnasium,

eine Prorealschule oder eine Realschule besucht haben.

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Diese neu konzipierten

Schultypen spiegeln das Bildungsethos des Wilhelminischen Kaiserreichs wieder.

„Der wachsende Bedarf an hochqualifizierten Technikern und Ingenieuren seitens

der Industrie und die zunehmende Professionalisierung der neuen Berufsgruppen

ließen sich an der Intensivierung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unter-

richts an den realistischen Schulen feststellen.“

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Das humanistische Bildungsideal

16

Grothe 1912, S. VII.

17

Dazu ausführlicher Brunau 1925, S. 59f.

18

Brunau 1925, S. 51; S. 59f.

19

Karo 1911, S. III. Grothe 1912, S. VII. Müller 1914, S. 169.

20

Kraul 1984, S. 93.

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Struck könnte in Anbetracht seines Rückkehralters eine der siebenjährigen Schulen besucht haben.

Möglich wäre aber auch, dass er früher eingeschult oder während seiner Schullaufbahn frühzeitig

versetzt wurde. Es scheint am plausibelsten, dass er an einem technisch orientierten Prorealgym-

nasium (mit Lateinunterricht) unterrichtet wurde, da er zum einen technisches Zeichnen und Ver-

messen beherrschte, zum anderen aber auch Interesse an Inschriften hatte und diese später auch

edierte. Informationen über das Schuljahr 1893/4 beinhalten keine Auskunft, dass Struck in diesem

Jahr das Abitur absolviert hat. (URL:

http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/nav/classificati-

on/3661595?&facets=d100%3D%221800%22%20and%20place%3D%22Berlin%22%20and%20

d10%3D%221880%22).

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URL o. A.:

https://www.uni-frankfurt.de/47196417/4_Geschichtliche_Parallelen.pdf

, S. 2.