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seine Arbeiter nicht immer treu, wie Nachgrabungen ergaben. So wurden unver-

zierte Keramikscherben, Feuersteinabschläge, römische Münzen und in einem

Fall auch eine Schmucknadel nachträglich geborgen. Im Allgemeinen aber wurde

der Aushub durch Assistenten überwacht, die Funde registriert und in die Pläne

eingezeichnet.

In einigen Fällen sind die Pläne und Zeichnungen der Grabungsunterlagen von

höherer Qualität als in den vorgelegten Veröffentlichungen.

Ein weiterer Aspekt seiner Tätigkeit zeigte sich in der experimentellen Archäolo-

gie. So experimentierte er mit Feuerstein, Knochen und Geweih, um prähistori-

sche Arbeitstechniken zu erforschen.

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Besonders hervorhebenswert sind seine Experimente zur Erfassung der Dome-

stikation von Tierknochen der Nutztiere. Ausgegrabene Tierknochen wurden be-

stimmt und mit rezenten Knochen von geschlachteten Haustieren verglichen. Hier

zeigt sich sein interdisziplinäres Arbeiten.

Ebenso versuchte er zu erfassen, mit welcher Geschwindigkeit und mit welchem

Material die Versandung bereits ausgehobener Gräben vonstatten geht, um die da-

bei wirkenden Prozesse zu erkennen.

Diese Fragestellungen dürften zur damaligen Zeit einzigartig gewesen sein. Nach-

folgende Archäologen bedienten sich ihrer nicht, und sie sollten erst in der zweiten

Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder an Bedeutung gewinnen.

Wichtig erscheinen mir auch seine Gedanken über die Keramik, die er, wie seine

Zeitgenossen auch, als „Leitfossil“ für die Chronologie betrachtete. Er ging sogar

noch einen Schritt weiter, denn er glaubte, dass Einschlüsse aus Stein, Quarzit,

Muschelreste und anderer Stoffe Hinweise auf die Herkunft der Hinterlassen-

schaften geben können und dass man durch die Auswertung der Befunde eine

Rückverfolgung der Handelsrouten in alter Zeit erhalten könne.

1866 wurden bei der Erweiterung der Eisenbahnstrecke in London Wagenladun-

gen mit Tierknochen aufgefunden und abtransportiert. Pitt Rivers nahm Ausgra-

bungen vor, um den Sachverhalt zu klären. Er stieß dabei auf Pfostensetzungen,

die aus der vorrömischen Besiedlungsperiode stammten, also aus der Zeit des

„frühesten“ London.

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Schon früher hatten dies Rudolf Virchow und Ferdinand Keller getan.