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nannten seine Gründersammlung einen der besten Beiträge von Engländern zum

Studium der Kultur. Das Pitt Rivers-Museum zählt bis heute zu den wichtigsten

und beliebtesten Museen in Großbritannien.

Die Ordnung der Objekte wird heute noch so vorgenommen, wie es ihr Grün-

der vorsah. Selbstverständlich stellt die „Gründungssammlung“ derzeit nur einen

kleinen Teil der Gesamtsammlung dar. Sie wird heute unter dem Begriff Samm-

lung I aufgeführt. In der Sammlung II befinden sich auch zahlreiche Objekte aus

Schliemanns Grabungen. Das ebenfalls in Oxford etablierte Ashmolean-Museum,

für viele ein Begriff, stellt in gewisser Weise eine Konkurrenz dar; in Hinblick auf

die Präsentation der Funde allerdings nicht, so dass es sogar zum Austausch von

Objekten zu beiderseitigem Nutzen kam.

Eine weitere große Sammlung erwarb Pitt Rivers nach 1880 als Privatsammlung.

Sie wurde in Farnham Dorset untergebracht und war Besuchern und Einheimi-

schen kostenlos zugänglich. Die Führungen unternahmen oftmals Pitt Rivers As-

sistenten. Geordnet war sie unter gleichen Gesichtspunkten wie die des Museums

in Oxford. Sie wurde 1960 geschlossen und ihre Objekte an Bietende weltweit

verkauft.

Bliebe nur noch zu bemerken, dass Pitt Rivers auch an der Erstellung von Fra-

gebögen zur Erforschung der Kultur der indigenen Völker beteiligt war, die an

die Leiter von Expeditionen, Offiziere der britischen Armee und an die Marine

weitergeleitet wurden.

In der Anthropologie widmete er sich unter anderem der Schädelvermessung und

scheint damit einer der Pioniere in England gewesen zu sein. Eigens dafür entwik-

kelte er ein Craniometer zur präzisen Vermessung von Schädeln.

Damit ist er Kind seiner Zeit. Allerdings wurden die Vermessungsergebnisse durch

ihn nie zur Interpretation rassischer Unterlegenheit eingesetzt, eine Vorgehenswei-

se, die auch Rudolf Virchow auszeichnete, und die zur damaligen Zeit nicht als

selbstverständlich galt. Wie damals üblich, glaubte man, Rassen eindeutig identifi-

zieren zu können, bis Ende des 19. Jahrhunderts der amerikanische Anthropologe

Franz Boas dieses Konzept als höchst fragwürdig erkannte.

Pitt Rivers als Archäologe

Bereits in den 1860er Jahren führte er kleinere Grabungen in Irland durch, ab

1866 dann vor allemAusgrabungen auf seinem eigenen Grundbesitz, aber auch in

London und anderen Grafschaften.