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seiner Zeit zu verstehen – über das Handeln des britischen Botschafters in Kon-
stantinopel Lord Elgin (1766-1841). Bekanntlich hatte er sich 1801 einen günstigen
Ferman verschafft, der ihm erlaubte, auch figürliche Teile vom Parthenon zu ent-
fernen. Michaelis geht der Frage nach, ob Elgins Handeln rechtens war und kommt
zu dem Schluss: „Wir haben hier nur zu fragen, ob durch Lord Elgins Vorgehen
die Wissenschaft benachteiligt oder gefördert worden ist, und da kann die Antwort
nicht zweifelhaft sein.“
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Dadurch wurde nämlich die Betrachtung und Förderung
der griechischen Kunstgeschichte zumindest 50 Jahre früher erreicht. Diese Aussa-
ge stößt freilich seit langem auf Widerspruch
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, möchte doch die griechische Seite
die „Elgin Marbles“ im neu errichteten Akropolis-Museum präsentieren.
Aber damals schwärmten viele, Michaelis schreibt „alle“, von diesen Athener An-
tiken. Auch Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832; Abb. 8) pries sich glück-
lich, diese auf Zeichnungen noch gesehen zu haben. Und Michaelis betont: „Eine
vollkommene Revolution des Geschmackes vollzog sich; das Land der Griechen,
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Michaelis 1906, S. 29.
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Es heißt auch oft: quod non fecerunt Gothi, fecerunt Scoti!
Abb. 8 – Johann Wolfgang von Goethe in der Campagna (Gemälde von Tischbein, 1787)