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(1831-1914) wurde Michaelis 1859/60 erster Reisestipendiat des DAI. Die Reise
führte nach Griechenland. Forschungsschwerpunkt war die Athener Akropolis
und insbesondere der Parthenon. Ganz im Sinne seines Onkels will er darüber
durch eine Kombination von archäologischer Beobachtung und von schriftlich
überlieferten Beschreibungen durch Pausanias eine umfassende Kenntnis gewin-
nen.
Im Jahre 1861 kehrt Michaelis nach Kiel zurück und habilitiert sich in Klassi-
scher Philologie und Archäologie. Das Jahr darauf sehen wir ihn als a. o. Pro-
fessor für Archäologie und Leiter der Abgusssammlung in Greifswald. Von 1865
bis 1872 ist er Professor für Klassische Philologie und Archäologie in Tübingen
und gleichzeitig Leiter des Archäologischen Museums.
In diese Zeit fallen seine erste Heirat im Jahre 1868 mit der Frankfurter Bild-
hauertochter M. Luise von der Launitz (1841-1869) und der schwere Schick-
salsschlag durch ihren frühen Tod im darauffolgenden Jahr.
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Fünf Jahre später
wird er Minna Trendelenburg (1842-1924), eine Schwägerin von Friedrich Adler
(1827-1908), dem Schwiegervater von Schliemanns engstem Mitarbeiter Wil-
helm Dörpfeld, ehelichen.
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Seine im Jahre 1871 vorgelegte Gesamtdokumentation über den Parthenon
(Bild- und Textteil) führte nach Michaelis eigenen Worten zum Ruf nach Straß-
burg.
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Lehrstuhlinhaber für Archäologie an der neugegründeten Universität war
er von 1872 bis 1907
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und baute dort, wie als Museumsleiter neidvoll zu le-
sen ist, mit
reichen finanziellen Mitteln
eine bedeutende Abgusssammlung auf.
Unerwähnt soll nicht bleiben, dass einer seiner Schüler Alfred Brückner (1861-
1936) war, der Schliemanns Selbstbiographie aus „Ilios. Stadt und Land der Tro-
janer“ auf Wunsch seiner Witwe Sophia zehn Jahre später teilweise verändert
und vervollständigt hat.
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Heute noch bekanntere Schüler waren Ernst Fabricius
(1857-1942), einer der Entdecker des Stadtrechts von Gortyn und Pionier der
Limesforschung sowie Aby Warburg (1866-1929).
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Mit ihr hatte er einen Sohn.
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Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor.
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Michaelis 1870/71. Das Werk ist auch heute noch von großem Wert (z. B. am 26. 9. 1987 bei der
Ausstellung in Athen „Die Explosion des Parthenon“ anlässlich des 300. Jahrestages des Beschus-
ses durch die Venezianer). Die Zählung der Metopen- und Fries-Skulpturen erfolgt noch heute nach
Michaelis, wobei seine Benennung der Figuren im Laufe der Zeit z. T. geändert wurde.
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1907 übernimmt Franz Winter (1861-1930) den Lehrstuhl von Michaelis in Straßburg.
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Schliemann 1892.