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um und dem Indologen und Philologen Émile-Louis Burnouf

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sollten Conze wohl

beeindrucken. Mit Beharrlichkeit und wortreich sucht Schliemann, Conze seine

Sicht der Lokalisierung Trojas deutlich zu machen.

Dieser antwortet ihm mit dem Brief vom 3. Januar 1874 in äußerst freundlichem,

konziliantem Ton

34

. Es geht Conze darum, trotz Differenzen in wissenschaftlichen

Ansichten in gutem Einvernehmen zu bleiben, auch sei er Schliemann und des-

sen Frau „für viele erfahrene Freundlichkeit und für die gütige Aufnahme“ ver-

pflichtet. Conze gibt an, auch sonst in wissenschaftlichen Dingen Differenzen mit

Männern zu haben, die ihm persönlich indes sehr befreundet blieben. Und wieder

bekräftigt er, mit öffentlichen Äußerungen zu Schliemanns Troja bis zum Erschei-

nen von dessen Publikation warten zu wollen. Brieflich könne er nicht diskutieren,

das lasse seine „gar bedrängte Zeit“ nicht zu.

Der nächste zu nennende Brief ist der von Schliemann an Conze vom 31. Januar

1874

35

. Es geht darin zunächst um Publikationen Conzes, die dieser Schliemann

hatte zukommen lassen. Dann aber kommt Schliemann unvermittelt auf eine Re-

zension seines noch gar nicht erschienenen Buches, gemeint sind seine „Troja-

nischen Alterthümer“, durch den Sprach- und Religionswissenschaftler Friedrich

Max Müller

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zu sprechen, die allein auf der Basis von Schliemanns Zeitungsar-

tikeln erfolgt sei, und da der „Artikel nur falsche Ansichten verbreiten kann aber

leicht zu widerlegen“ sei, habe er nicht gezögert, eine lange Antwort darauf zu

schreiben und diese an Newton einzusenden, mit der Bitte, sie in der Times, der

Academy, Saturday Review oder im Athenaeum zu publizieren. Doch damit nicht

genug, habe er tags zuvor in der Augsburger Allgemeinen zu seinem Schrecken

einen Auszug aus Müllers Artikel gesehen, „worin alles Gute was er sagt weg-

gelassen u[nd] nur das Schlechte gesagt ist“. Daher habe er sofort reagiert und

seinen englischen Artikel an Brockhaus in Leipzig gesandt, damit er ins Deutsche

übersetzt und unverzüglich in der Augsburger Allgemeinen veröffentlicht werde.

Schliemann schreibt Conze dies, um ihn anschließend zu bitten, mit der Bespre-

chung seiner Entdeckungen aufgrund seines Buches und der Fotografien so lange

zu warten, bis er auch seinen englischen oder deutschen Artikel gelesen habe.

Schliemann war also mehr als nur beunruhigt in dieser Situation.

Der nächste Brief trägt das Datum 14. März 1874

37

. Es ist der letzte, für die 1870er

Jahre nachweisbare, von Schliemann an Conze gerichtete. Schliemann berichtet

33

Zavadil 2009, S. 387f.

34

Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 69,

Νο.

4.

35

Meyer 1953, S. 251f.

36

Müller, Friedrich Max, in: NDB 18 (1997), S. 322f. (H.-W. Jäger).

37

Meyer 1953, S. 258f.