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Übrigens hatte Schliemann noch einen weiteren Abguss der Helios-Metope nach
Wien gesandt, nämlich an das Museum der Gipsabgüsse des k. k. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie
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, seit 1871 im prachtvollen neuen Gebäude von
Heinrich von Ferstel am Wiener Stubenring. Wie im Falle der Weltausstellung der
massenattraktive Aspekt, steht hier gewiss die öffentlichkeitswirksame Ausstel-
lung in einem renommierten Haus im Hintergrund. Zum Gipsabguss muss natür-
lich auch ein Schreiben Schliemanns an Conze erfolgt sein, denn Conze bedauert
im bereits genannten Brief vom 24. März 1873: „Der von Ihnen gestellten Bedin-
gung der Exposition auf der Weltausstellung war ich nicht im Stande nachzukom-
men, es fand sich keine Abteilung, in der von unserer Seite aus ein solcher Ab-
guß hätte zur Annahme gebracht werden können. Ich hoffe, daß Sie also hiervon
absehen werden und mir diese Versicherung mündlich geben werden, da ich die
angenehme Aussicht habe Sie am Ende des April, etwa am 27. und an den folgen-
den Tagen persönlich an den Dardanellen aufzusuchen.“ Es folgen Ausführungen
Conzes an Schliemann zu seiner ersten Samothrake-Expedition, vor deren Beginn
er mit seinem Mitarbeiterstab Schliemann tatsächlich in Troja besucht hat.
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Con-
ze hoffte, von Schliemann aufgrund dessen reicher Erfahrungen „einige Winke“
für seine eigenen Arbeiten auf Samothrake zu bekommen. Das Geschenk Schlie-
manns sei ihm willkommene Gelegenheit gewesen, ihm zu schreiben, so Conze,
und wir dürfen annehmen, dass dies der erste Brief Conzes an Schliemann war.
Schliemann antwortet auf den Brief Conzes etwa zwei Wochen später, mit Datum
vom 9. April 1873, er freue sich auf den Besuch, und – Schliemann wörtlich:
„werde ich Ihnen nicht nur alle Anleitungen geben: wie Sie riesige Schuttmassen
am Leichtesten fortschaffen, sondern Ihnen auch in meinen Ausgrabungen sowie
in der ganzen Troade alles aufs Haarkleinste zeigen“.
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Auch der nächste Brief in der Korrespondenz der beiden ist von Schliemann, mit
Datum 14. Mai 1873
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, die Samothrake-Grabung war gerade zwei Wochen im
Gange. Conze und seine Mitarbeiter hatten Schliemann bei ihrem Troja-Besuch
offenbar bestimmte Hinweise gegeben, die sich bei Schliemanns Grabungen dann
als richtig herausgestellt hatten, was er Conze in dem Brief erfreut mitteilte: „Zu
meiner Freude kann ich Ihnen melden daß Ihre Ansicht u[nd] die Ihrer gelehrten
Herren Collegen sich als richtig erwiesen hat und auf der mit gr[oßen] Platten
gepflasterten Straße zwei Thore ans Licht gekommen sind wovon das eine circa
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Mittheilungen des k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie 8, Nr. 96, 1. Septem-
ber 1873, S. 433. Für diesen Hinweis danke ich Hubert Szemethy.
16
Conze 1908, S. 37.
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Meyer 1953, S. 226f., hier: S. 227.
18
Meyer 1953, S. 229.