Background Image
Previous Page  265 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 265 / 500 Next Page
Page Background

265

tersuchungen nehmen, wie der große Architekt Semper z. B., daß sie leider nicht

mehr in den Saal dringen konnten, weil auch der Vorraum schon über halb gefüllt

war. Ich schreibe Ihnen das, um Ihnen den befriedigenden Beweis zu liefern, daß

Sie, auch was Wien angeht, nicht umsonst gearbeitet haben, daß ferner Wien es

wohl verdienen dürfte, daß Sie ein Ansuchen, das ich stellen möchte, wenigstens

erwägen möchten.“ Und dann tritt Conze an Schliemann heran, in Wien „eine

öffentliche Ausstellung der sämmtlichen zu dem Schatze gehörigen Gegenstände“

zu ermöglichen. Es geht um den Goldschatz, den Conze im Österreichischen Mu-

seum für Kunst und Industrie ausgestellt sehen wollte.

Conzes Vortrag bewirkte naturgemäß großes Medienecho, wie zum Beispiel in

einem über drei Spalten laufenden Text in der Tageszeitung

Die Presse

vom 15.

November 1873

23

.

Schliemanns Antwort auf den vorigen Brief Conzes erfolgt am 30. November

1873

24

. Kurz, er würde den freundlichen Vorschlag „mit vielem Vergnügen“ an-

nehmen, wenn er dadurch der Wissenschaft einen Dienst erweisen könnte. Das

sieht Schliemann insofern als nicht gegeben an, wenn nicht seine ganze übrige

trojanische Sammlung mitkäme, und das sei auf Grund der Quantität unmöglich.

Schliemann spricht von 25.000 Gegenständen. Er beklagt die ungeheure Bela-

stung, welche der Schatz für ihn darstelle, da er ständig Angst vor Dieben habe.

Eine Vereinbarung mit der griechischen Regierung sei nicht zu Stande gekommen.

Auch an einen Transfer nach Italien habe er gedacht, auch dort plante er Grabun-

gen.

Conze antwortet ihm am 14. Dezember 1873

25

und bedauert Schliemanns ab-

schlägige Entscheidung, den Goldschatz nicht nach Wien zu bringen. Dann aber

kommt Conze sogleich auf Schliemanns Missfallen zu sprechen, das ein Artikel

über Conzes Wiener Vortrag in einer Triester Zeitung erregt habe, was ihm, Con-

ze, von einem athenischen Freunde zugetragen worden sei, „aber keines griechi-

schen Gelehrten“, wie er einräumt. Und Conze spricht Schliemanns Absicht einer

Entgegnung in der Augsburger Allgemeinen Zeitung an. Conze bekräftigt, nicht

zu wissen, was der Triestiner Zeitungskorrespondent aus seinem Vortrag gemacht

habe und könne dafür keine Verantwortung übernehmen, und er hoffe, Schliemann

werde ihm in seiner Entgegnung „nicht ohne Weiteres eine solche Verantwortung

zuschieben“. Er würde seine Meinung „rückhaltlos irgendwie gedruckt ausspre-

chen“, dies allerdings erst dann, wenn Schliemanns Werk vorliege und er sein

23

Die Presse, 26. Jahrgang, Nr. 314, 15. November 1873, Local-Anzeiger S. 8.

24

Meyer 1953, S. 242f.

25

Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 353.