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Berliner Sammlung hinzugefügt werde. Er habe diesbezüglich auch an Schöne

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geschrieben. Es müsse doppelt so viel Platz geschaffen werden für die trojanische

Sammlung. Er, Schliemann, könne sich auch an den Kaiser wenden. Schöne und

andere seien überzeugt, die trojanische Sammlung gehöre ins Königliche Muse-

um, wo vorher kein Platz gewesen sei, der aber jetzt beim Neubau geschaffen

werden müsse.

Conze antwortet am 16. Dezember 1889

57

: Es geht eingangs um die Angriffe Boet-

tichers auf Troja, die Conze abtut, diese seien wirksam durch Steffen und Niemann

entkräftet worden. Dann äußert Conze sich zur Frage des Platzes für Schliemanns

„trojanische Sammlung in den neuen Museumsbauten“ in Berlin; er habe bereits

mit dem Generaldirektor, mit Richard Schöne also, geredet, der sei dafür sehr

zugänglich; dennoch möge Schliemann beim Kaiser aktiv werden, was der Sache

gewiss förderlich sein könne. Er wünscht Schliemann gute Erfolge in Troja.

Es ist dies der letzte Brief Conzes an Schliemann, der mir bekannt ist. Von Schlie-

mann existieren noch drei Briefe an Conze, vom 24. Dezember 1889

58

, vom 20.

Juli 1890

59

und vom 9. Dezember 1890

60

. Im ersten der drei geht es insbesondere

um bemalte Keramik aus Troja, deren Hälfte Schliemann bei der Hohen Pforte für

Berlin erwirken wolle.

Im zweiten spricht Schliemann über die Troja-Grabung, „Hausbauangelegenhei-

ten“ in Athen, und dass er Ende Dezember – also noch 1889 – an den Kaiser we-

gen der Unterbringung seiner Sammlungen in Berlin geschrieben habe

61

, und dass

er hoffe, die Fertigstellung des Museumsneubaus und den Einzug seiner Samm-

lung noch zu erleben.

Im letzten Brief schließlich erzählt Schliemann von seiner schweren Erkrankung

an beiden Ohren, der „höchstgefährlichen Operation“ durch den „hochberühmten

Chirurgen“ Schwartze in Halle an der Saale – mit schlimmen Details. Schließ-

lich berichtet er Conze noch den neuesten Stand seiner Sammlung: „Ich habe

die Schatzstücke aus der Türkei in Sicherheit gebracht und bewahre sie nun in

Athen auf. […] Auf jeden Fall habe ich durch Testament alle in meinem Haus in

Athen befindlichen Altertümer aus Troja der Stadt Berlin vermacht, so daß auch

56

Richard Schöne (1840–1922), Klassischer Archäologe und Generaldirektor der königlichen Mu-

seen in Berlin; Schöne, Richard, in: NDB 23 (2007), S. 403f. (G. Platz-Horster).

57

Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 104, No. 119.

58

Meyer 1958, S. 338f.

59

Meyer 1958, S. 369f.

60

Meyer 1958, S. 388–391.

61

Schliemann hat sich in der Angelegenheit der Unterbringung seiner Sammlung in Berlin mit einem

am 24. Dezember 1889 datierten Brief von Athen aus an Kaiser Wilhelm II. gewandt: Meyer 1958,

S. 339f.