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Gerade einmal 15 Briefe Conzes an Schliemann befinden sich im Verzeichnis der
Gennadius-Bibliothek in Athen, und bei den von Ernst Meyer in seinen Brief-
Editionen von 1953 und 1958
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herausgegebenen Briefen Schliemanns zählen die
an Conze gerade einmal zehn Stück; einen Brief Conzes bringt er im Auszug. 26
Briefe also nur – gegeben hat es nachweislich noch ein paar mehr, auf welche in
Briefen Bezug genommen wurde –, die aber doch einen gewissen Blick auf die
beiden Männer erlauben, wobei persönliche, aber auch sachliche Aspekte berührt
werden.
Der direkte Kontakt Conzes mit Heinrich Schliemann setzte offenbar im Januar,
vielleicht auch Februar 1873 ein, als Schliemann an Conze – unaufgefordert und
als Geschenk – einen Gipsabguss der trojanischen Helios-Metope vom helleni-
stischen Athena-Tempel geschickt hat, die im Jahr zuvor gefunden worden war.
Ganz selbstlos und ohne Hintergedanken hatte Schliemann dies allerdings nicht
getan, denn offenbar war es sein Wunsch, dass der Abguss seines trojanischen
Fundes in der Weltausstellung 1873 in Wien ausgestellt werde, wodurch kein ge-
ringer Werbeeffekt für ihn lukriert worden wäre.
Conze bedankt sich für die Zusendung in einem Brief, der mit 24. März 1873 da-
tiert
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(Abb. 2, nächste Seite): „Hochverehrter Herr Doktor, Sie haben mir zu Hän-
den ein werthvolles Geschenk gelangen lassen, den Abguß des Triglyphenblockes
mit dem Relief des Sonnengottes auf seinem Viergespann. Ihrer großmüthigen Be-
stimmung gemäß habe ich den Abguß der hiesigen kais[erlichen] Sammlung von
Gipsabgüssen, die sich bei der kais[erlichen] Akademie der Künste befindet, und
an deren Leitung ich Theil habe, überwiesen, habe auch in der hiesigen deutschen
Zeitung öffentlich Ihr Geschenk zur Kenntnis gebracht und zur Besichtigung auf-
gefordert.“
Tatsächlich hatte Conze in der in Wien erscheinenden Deutschen Zeitung vom
13. März 1873
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eine Notiz eingebracht, in welcher er vom erneuten Beginn der
Grabungsarbeiten Schliemanns Anfang Februar 1873 spricht, und dass dieser ihm
den Abguss „kurz vorher“ habe zukommen lassen. In dem von Conze angelegten
und anfangs eigenhändig geführten „Inventarium des archaeologischen Lehrap-
parats“ der k. k. Universität Wien wurde der in Berlin hergestellte Gipsabguss als
„Schliemann’sche Metope“ unter der Inventarnummer 241* am 20. Februar 1873
eingetragen.
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Meyer 1953; Meyer 1958.
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Gennadius Library, Schliemann Papers, Box 68, No. 92.
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Deutsche Zeitung, Nr. 431 Abendblatt, Donnerstag 13. März 1873, S. 4.
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Im späteren Inventarbuch der Archäologischen Sammlung ist vermerkt, dass dieses Stück am 12.
Juli 1887 an die k. k. Akademie der bildenden Künste verkauft worden sei.