Background Image
Previous Page  23 / 500 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 23 / 500 Next Page
Page Background

23

dungsreisen, sondern auch Expeditionen, die dezidiert auf der Suche nach Antiken

waren, brachten erste frühkykladische Artefakte in europäische Museen. Im Mu-

seum Leiden befinden sich heute vier frühkykladische Marmorgefäße, die wäh-

rend einer von der holländischen Regierung finanzierten und von Oberst Bernard

Rottiers durchgeführten Expedition 1824–1826 auf Delos erworben wurden.

9

Eine tiefere Auseinandersetzung mit den prähistorischen Artefakten von den Ky-

kladen fand jedoch kaum statt. Einzig Walpole versuchte sich in einer Deutung

und Chronologie, indem er die Figuren mit der antiken Liebesgöttin in Verbindung

bringt und ihre Entstehungszeit vor dem 7. Jh. v. Chr. verortet. Eine breitere Auf-

merksamkeit genossen diese altertümlichen Idole jedoch noch nicht, und blieben,

da in Privatsammlungen, erst einmal der Öffentlichkeit verborgen.

Die Zeit der Gelehrten

Als Griechenland sich 1827 von der osmanischen Herrschaft befreien konnte, nah-

men die Reisen von altertumsinteressierten Europäern zu. Besonders nach der 1832

erfolgten Gründung des Königreichs Griechenland fanden im Gefolge König Otto

I. viele Gelehrte ihren Weg nach Griechenland und auch auf die ägäischen Inseln

10

.

Friedrich Wilhelm von Thiersch (1784–1860), Gelehrter, Philhellene und Prinzes-

sinnenerzieher am Münchner Hof, war einer von diesen. Er hielt sich bereits 1831–

32 in Griechenland auf und unternahm dabei auch eine Reise auf die kykladischen

Inseln vor allem mit dem Ziel, noch unbekannte Inschriften zu sammeln. Seine

Ergebnisse stellte er 1834 in

einem Vortrag vor und be-

reits 1835 erschienen sie im

Druck

11

. Gleich zu Beginn

seines Aufsatzes beschreibt er

zwei frühykykladische Idole,

die er auf Paros erworben hat

und die er auch beide abbil-

det (Abb. 2). Vor allem das

Doppelidol ist eine Besonder-

heit und auch heute noch das

einzige vollständig erhaltene

Exemplar dieser Variante.

9

Halbertsma 2003.

10

Fittschen 2000, 143 f.

11

Thiersch 1835.

Abb. 2 – Die beiden von F. Thiersch auf Paros erwor-

benen Idole (BLM Inv. Nr. B 839, B 840) geben in der

Abbildung erstmalig einen Eindruck von der Farbigkeit

des Materials.