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dungsreisen, sondern auch Expeditionen, die dezidiert auf der Suche nach Antiken
waren, brachten erste frühkykladische Artefakte in europäische Museen. Im Mu-
seum Leiden befinden sich heute vier frühkykladische Marmorgefäße, die wäh-
rend einer von der holländischen Regierung finanzierten und von Oberst Bernard
Rottiers durchgeführten Expedition 1824–1826 auf Delos erworben wurden.
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Eine tiefere Auseinandersetzung mit den prähistorischen Artefakten von den Ky-
kladen fand jedoch kaum statt. Einzig Walpole versuchte sich in einer Deutung
und Chronologie, indem er die Figuren mit der antiken Liebesgöttin in Verbindung
bringt und ihre Entstehungszeit vor dem 7. Jh. v. Chr. verortet. Eine breitere Auf-
merksamkeit genossen diese altertümlichen Idole jedoch noch nicht, und blieben,
da in Privatsammlungen, erst einmal der Öffentlichkeit verborgen.
Die Zeit der Gelehrten
Als Griechenland sich 1827 von der osmanischen Herrschaft befreien konnte, nah-
men die Reisen von altertumsinteressierten Europäern zu. Besonders nach der 1832
erfolgten Gründung des Königreichs Griechenland fanden im Gefolge König Otto
I. viele Gelehrte ihren Weg nach Griechenland und auch auf die ägäischen Inseln
10
.
Friedrich Wilhelm von Thiersch (1784–1860), Gelehrter, Philhellene und Prinzes-
sinnenerzieher am Münchner Hof, war einer von diesen. Er hielt sich bereits 1831–
32 in Griechenland auf und unternahm dabei auch eine Reise auf die kykladischen
Inseln vor allem mit dem Ziel, noch unbekannte Inschriften zu sammeln. Seine
Ergebnisse stellte er 1834 in
einem Vortrag vor und be-
reits 1835 erschienen sie im
Druck
11
. Gleich zu Beginn
seines Aufsatzes beschreibt er
zwei frühykykladische Idole,
die er auf Paros erworben hat
und die er auch beide abbil-
det (Abb. 2). Vor allem das
Doppelidol ist eine Besonder-
heit und auch heute noch das
einzige vollständig erhaltene
Exemplar dieser Variante.
9
Halbertsma 2003.
10
Fittschen 2000, 143 f.
11
Thiersch 1835.
Abb. 2 – Die beiden von F. Thiersch auf Paros erwor-
benen Idole (BLM Inv. Nr. B 839, B 840) geben in der
Abbildung erstmalig einen Eindruck von der Farbigkeit
des Materials.