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erwarb Ross die beiden Idole, die er später nach Kopenhagen verschenkte, sein
Reisebegleiter Finlay erwarb fünf Kykladenidole, drei Marmorgefäße und Obsidi-
anklingen
22
. Die meisten dieser Objekte haben sich im Museum der British School
at Athens und im Nationalmuseum Athen erhalten.
In dieser Zeit hielt sich in Griechenland auch
ein Marineoffizier auf, der sich nicht nur große
Verdienste im Aufbau der griechischen Marine
erwarb, sondern auch als Konteradmiral im Jahr
1848 die erste gemeinsame Reichsflotte auf-
baute. Die Rede ist von Karl Rudolf Brommy
(1804–1860). Er schloss sich bereits 1827 dem
griechischen Freiheitskampf an und diente auf
zahlreichen Schiffen. 1831 verließ er das Land,
kam aber im Gefolge König Otto I. 1832 wieder.
Erneut kommandierte er Schiffe, war aber bis
1843 hauptsächlich im Marineministerium tätig.
Aus seinem Besitz stammt ein kleines, 12,2 cm
hohes Kykladenidol (Abb. 6). Wir dürfen uns
fragen, warum er als Griechenlandsouvenir aus-
gerechnet ein solches Idol mitnahm, wo doch zu
erwarten wäre, dass ein als kultivierter Schön-
geist geltender Mann wie Brommy eher eine
Vase oder kleine Skulptur klassischer oder hel-
lenistischer Zeit mitnähme. Entweder hat er es
bei einem Landgang selbst gefunden oder er fand
diese Plastik in irgendeiner Weise ansprechend
und erwarb sie deshalb. Spielte hier vielleicht
Ludwig Ross, der ja offenbar einige Menschen
für Kykladika zu begeistern suchte, eine Rolle?
Ross und Brommy kannten sich seit 1832, pfleg-
ten regen Kontakt und teilten sich als Interesse
die Schaffung einer gesamtdeutschen Flotte
23
.
Somit scheint es durchaus möglich, dass Brom-
my die Plastik von Ross erhalten hat.
Wahrscheinlich erst nach Brommys Tod 1860 wurde das Idol durch seinen Sohn
Carl Traugott Brommy dem Hofbibliothekar der fürstlichen Bibliothek von Arol-
22
Arnott 1990, 1–4.
23
Minner 2006, 293.
Abb. 6 – Das Kykladenidol aus
dem Besitz Brommys. Stuttgart,
Landesmuseum Württemberg Inv.
Nr. 1.64