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Der 1853 erschienene Aufsatz „Über die Polychromie der antiken Sculptur“
von Christian Walz (1802–1857) stellte erstmalig eine bisher unbekannte Vari-
ante der Kykladenidole vor
30
. Es handelt sich dabei um einen der beiden Har-
fenspieler, die 1853 durch Ankauf aus der Sammlung des ehemaligen Majors
Friedrich Maler (1799–1875) in die großherzogliche Sammlung nach Karls-
ruhe gelangten (Abb. 7)
31
. Das Gesamtensemble bestand aus den beiden Mu-
sikanten, zwei Marmorschalen und zwei Marmorkelchen (Abb. 8)
32
. Sie wur-
den wohl um 1840 von Maler in Rom aus dem Besitz des schwedischen Di-
plomaten und Ägyptologen Nils Gustav Palin (1765–1842) erworben
33
und
30
Walz 1853, 9 Taf. 1 Nr. 2.
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Maaß 1988, 66.
32
Badisches Landesmuseum Karlsruhe Inv. Nr. B 863, B 864, B 865, B 866, B 867. Die einst
vorhandene vierte Marmorschale, B 868, ist heute verschollen.
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Hier existieren widersprüchliche Angaben. Walz 1853, 9 berichtet, die Gruppe sei 1840 auf Thera
gefunden worden. Rehm 1997, 82 f. m. Anm. 113 dagegen vertritt den Erwerb der Figuren durch
Maler in Rom im Jahr 1840 und vermutet, dass sie aus der Sammlung Palin stammen, da Maler
mehrere Stücke daraus erwarb. Maler hielt sich in Rom zwischen 1839 und 1843 auf. Palin wurde
1842 ermordet und seine Sammlung teilweise gestohlen, der Rest veräußert. Hat Maler nun die
Kykladika zu Palins Lebzeiten ihm abgekauft oder erst nach dessen Tod erworben? Jedenfalls halte
ich das Funddatum 1840 für unwahrscheinlich, vgl. die folgende Anmerkung.
Abb. 8 – Die Karlsruher Harfenspielergruppe mit den ver-
meintlich zugehörigen Gefäßen. Links unten im Bild die
heute verschollene Marmorschale Inv. Nr. B 868.
Abb. 7 – Die erste Abbil-
dung des Karlsruher Har-
fenspielers Inv. Nr. B 863.
Die Zeichnung ist ungenau,
rekonstruiert weggebroche-
nes wie die Harfe und ad-
diert Gesichtsmerkmale.