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Nicht lange danach er-
scheint im Jahr 1817 der
Reisebericht von Robert
Walpole (1781–1856),
in dem er seine Reisen
im damaligen Osma-
nischen Reich ab 1803
schildert. Er publiziert
darin ein Steinidol, das
von George Hamilton-
Gordon (1784–1860),
den vierten Earl von
Aberdeen und späteren
Premierminister, wäh-
rend seiner Griechen-
landreise 1802–1804 in
einem Grab in Attika ge-
funden wurde (Abb. 1)
8
.
Dies ist die erste im Druck erschienene Abbildung eines Kykladenidols. Walpole
bezeichnete die Figur als Sigillarium, und sah darin eine primitive Götterfigur der
lokalen Ureinwohner, die diese einst mit sich herumtrugen. Er hebt die steife und
ausdruckslose Form des Idols hervor, und nimmt an, dass es aus einer Zeit vor dem
Wirken des Daidalos von Sikyon stammt, jedenfalls vor 700 v. Chr. Dargestellt ist
seiner Meinung nach vielleicht die Göttin Aphrodite.
Für die Sammeltätigkeit englischer Adeliger in dieser Zeit lassen sich noch weite-
re Beispiele anführen. So erwarben auch Somerset Lowry-Corry, der 2. Earl von
Belmore (1774–1841) wohl auf seiner zwischen 1817 und 1819 durchgeführten
Mittelmeerkreuzfahrt, und Percy Clinton Sydney Smithe, der 6. Viscount Strang-
ford und 1820 Botschafter im Osmanischen Reich, frühkykladische Objekte für
ihre Sammlungen. Dies geschah natürlich nicht gezielt, die Kykladika waren ei-
nige unter vielen anderen Antiken, die in Griechenland von jenen Reisenden er-
worben wurden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die erste Phase der Entdeckung frühky-
kladischer Kultur durch die Sammeltätigkeit von adeligen Bildungsreisenden,
Kaufleuten und Diplomaten geprägt ist. Grundsätzlich an antiker griechischer
Kultur interessiert studierten sie die Monumente eingehend und brachten nicht nur
Beobachtungen, sondern in vielen Fällen auch Antiken mit. Doch nicht nur Bil-
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Walpole 1817, 541 f. Taf. 2.
Abb. 1 – Das erste publizierte Bild eines frühkykladischen
Idols, zwischen 1802 und 1804 von Lord Aberdeen in einem
Grab in Attika gefunden.