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Am Anfang steht die Grotta-Pelos Kultur, gefolgt von der Keros-Syros Kultur.

Dazwischen steht als Übergangshorizont die Kampos-Gruppe. Das Ende der

Keros-Syros Kultur markiert die Kastri-Gruppe, während der sich entscheidende

Änderungen im gesamten kulturellen System der frühbronzezeitlichen Ägäis voll-

ziehen. Das Ende der Frühbronzezeit auf den Kykladen ist durch die Phylakopi

I- Kultur geprägt, wobei sich der Übergang in die Mittelbronzezeit nahtlos zu

vollziehen scheint. J. Rambach konnte anhand der Grabfunde das Kulturgruppen-

system weiter differenzieren und unterscheidet, in chronologischer Reihenfolge,

in eine Pelos-, Plastiras-, Kampos-, Aplomata-, Chalandriani- und Phylakopi I-

Gruppe

2

. Parallel zum Kulturgruppensystem wird wie in der ägäischen Bronzezeit

üblich auch das Dreistufensystem angewendet und die Kykladenkultur der Früh-

bronzezeit in Frühkykladisch (FK) I–III geteilt. Der Beginn der frühkykladischen

Kultur mit der Pelos-Gruppe wird absolut um 3200 v. Chr. angesetzt. Das Ende der

kykladischen Frühbronzezeit und damit auch der Phylakopi I-Gruppe setzt man

um 2000 v. Chr. an.

Bei der Kykladenkultur handelt es sich um eine Seefahrergesellschaft

3

. Die Archi-

pelagiten waren auf den Kontakt zu Nachbarinseln und zu den festländischen Kü-

sten angewiesen, denn nur so konnten alle zur Verfügung stehenden Ressourcen

optimal genutzt werden, was bei den oft kleinen und kargen Inseln notwendig war.

Diese Mobilität lässt sich gut an den ägäischen Küsten ablesen, denn dort finden

sich einige Siedlungen und Nekropolen, die einen sehr deutlichen Einfluss von

den Inseln aufweisen. Die frühkykladische Kultur konnte dank ihrer Mobilität und

ihrer zentralen Position in der Ägäis eine wichtige Rolle im Güteraustausch spie-

len und übte offenbar Kontrolle über viele wichtige Seewege aus. Dabei ist jedoch

nicht an einen prähistorischen „Staat“ mit zentraler Gewalt zu denken, vielmehr

sind es viele kleine Herrschaften, Stämme und Gemeinwesen, die imWechsel mit-

einander konkurrierten und interagierten, sich aber stets die Inseln und im Großen

und Ganzen gemeinsame kulturelle Vorstellungen teilten.

Die materielle Kultur der frühbronzezeitlichen Kykladen ist sehr charakteristisch,

vor allem in Bezug auf ihre Artefakte aus Marmor. Marmorgefäße und Marmor-

figurinen waren besonders in der Plastiras-, Kampos- und Aplomata-Gruppe ge-

schätzte Gegenstände, mit denen sich vor allem eine Elite schmückte. Insbesonde-

re die marmornen Idole berühren uns heute durch ihre abstrahierende Darstellung

des menschlichen Körpers, denn sie entsprechen unserem durch die klassische

Moderne geprägten Kunstgeschmack. Im Folgenden sind es daher auch die Idole,

die im Mittelpunkt der Abhandlung stehen, denn gerade sie sind es, die bereits im

19. Jh. die Aufmerksamkeit lange und fast ausschließlich auf sich lenkten.

2

Rambach 2000b, 99–398.

3

Broodbank 1989; Broodbank 1993; Broodbank 2000.