Background Image
Previous Page  10 / 240 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 10 / 240 Next Page
Page Background

10

wie in Zusammenarbeit mit dem Museum für Vor- und Frühgeschichte durchge-

führt. Dabei konnten weitere frühe griechische Scherben, bemalte und unbemalte

(10.–7. Jh.), ausfindig gemacht werden. Eine größere Zahl von ihnen wurde der

NAA unterzogen und die Herstellung vieler auf Hisarlık nachgewiesen. Außer-

dem konnten wichtige baugeschichtlich-stratigraphische Befunde aufgearbeitet

werden. Zugleich haben meine Mitarbeit in den deutschen Grabungen in Perga-

mon, gezielte Besuche wichtiger bronzezeitlicher und griechischer Fundorte an

der Westküste Kleinasiens und das Studium ihrer in die verschiedensten Gra-

bungsdepots, Sammlungen und Museen gelangten Funde, darunter immer wie-

der durchgeführte Besuche von Hisarlık und der Troas, zuletzt im Herbst 2007,

die Vertrautheit mit Siedlungsgeschichte und Keramik der Äolis ausgebaut, wozu

auch eine eingehende Erkundung der Insel Lesbos im Jahre 2004 gehörte. Und

von Mai 2010 bis April 2011 wurde die der frühgriechischen Keramik aus VIII

z.T. sehr ähnliche der 1931/32 durchgeführten, nur unzureichend veröffentlich-

ten englischen Grabungen in Antissa/Lesbos dokumentiert, ebenso die Unterlagen

der Grabungen. Dieses ebenfalls von der DFG getragene Projekt wird ab Oktober

2011 fortgeführt, wobei aber dann der Schwerpunkt auf einer kritischen Vorlage

und Auswertung aller schriftlichen und archäologischen Zeugnisse zur

Äolischen

Wanderung

liegen wird, in deren Zusammenhang ich die Besiedlung von Hisarlık

auch weiterhin stelle

8

.

Ich bin mir sicher, dass die Gegenposition von Korfmann und Latacz, es habe ein

sog.

Troia VII b 3

(1020–950) und

keine

Siedlungskontinuität von VII b 3 nach

VIII gegeben, Hisarlık sei von 950–700

allenfalls

spärlich besiedelt gewesen und

habe nur aus einem Heiligtum bestanden, und ein

historischer Kern

der Troia-

Sage liege im 13. oder 12. Jh., gegenstandslos sind.

Vor einigen Jahren hat sich aber im Team der Troia-Grabung eine Kehrtwendung

um 180 Grad in Bezug auf die Vorstellung einer angeblichen Siedlungslücke zwi-

schen dem Ende der sog. Phase VII b 3 und VIII vollzogen. Aufbauend auf den

in den baugeschichtlich-stratigraphischen Untersuchungen im sog. Terrassenhaus

bzw. imWestlichen Heiligtum südwestlich der Burgmauer durch Basedow, auf der

Analyse von hier stammender Keramik und der schon 2002 veröffentlichten Be-

funde/Funde im Planquadrat D 9 durch Chabot-Aslan

9

, ist man zur Annahme einer

allerdings nur begrenzten Siedlungskontinuität übergegangen. Die neuen Inter-

pretationen sollen demnächst in vollem Umfang publiziert werden, Einzelergeb-

nisse wurden aber schon vorgelegt (ich kann im Übrigen nicht allen Deutungen

8

Hertel 2008 (1), 125–167. 181–216.

9

C. Chabot Aslan, Ilion before Alexander: Protogeometric, Geometric, and Archaic Pottery from

D 9, in: Studia Troica 12, 2002, 81–130; dazu (kritisch) Hertel 2008 (2), 108–121.