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Troia VIII, d. h. Ilion, folgen. Er ging also ebenfalls von einer Siedlungskontinu-

ität vom bronze- zum eisenzeitlichen Ort aus, wobei auch er nicht an einer An-

wesenheit von Griechen, nämlich in der Zeit nach VII, zweifelte. Als Beginn von

VIII wurde in der 1902 erschienenen Grabungspublikation rund 700 festgelegt.

Allerdings waren im Grabungsteam schon 1894 aufgrund vieler in der Veröffentli-

chung nur beschriebener

frühgeometrischer

Scherben

, die man VII 2 zugewiesen

hatte (heute würde man sie als

proto-

und

subprotogeometrisch

bezeichnen; Abb.

1), ein Streit darüber entbrannt, ob Griechen nicht schon zur Zeit von VII 2 auf

Hisarlık gesiedelt hätten, eine Ansicht, die Dörpfeld besonders in einem Nachtrag

der Publikation artikulierte. Es sei hier aber auch darauf hingewiesen, dass immer-

hin zwei

frühgeometrische

Amphoren, die eine restauriert, die andere relativ gut

erhalten, im Grabungsvorbericht für 1893 und in der Grabungsveröffentlichung

abgebildet wurden: Das 1893 entdeckte, aus VIII stammende Stück, das in die

Schliemann-Sammlung in Berlin gekommen, aber leider verloren gegangen ist

und nur noch in Beschreibung und Zeichnung vorliegt

3

, und das 1894 neben einem

Gefäß von VII 2 stehend angetroffene, stark versinterte Exemplar, wohl im Depot

des Archäologischen Museums in Istanbul, dessen genau beschriebene Dekoration

man nur dem

Originalfoto

ablesen kann

4

. Dieses Gefäß muss dem ganz frühen

VIII zugerechnet werden, denn diese Phase begann m. E. mit einem

Nebeneinan-

de

r von protogeometrischer und Keramik von VII 2

5

.

Blegen, der 1932–38 auf Hisarlık grub, vertrat dagegen in seiner nach dem 2.

Weltkrieg vorgelegten Grabungspublikation die Auffassung, dass VII 2, von ihm

VII b genannt, aus zwei Unterphasen bestand, VII b 1 (1260–1190) und VII b

2 (1190–1100), und VIII

erst

um 700 gegründet wurde. Er ging also von einer

Siedlungslücke von

400 Jahren

aus, wenngleich er dieses Ergebnis an einigen, al-

lerdings leicht übersehbaren Stellen seines Werkes

Troy IV

vorsichtig einschränk-

te, weil ihm zufolge die beiden von Dörpfeld als

frühgeometrisch

bezeichneten

Amphoren und Fragmente eines ihnen ähnlichen Gefäßes der amerikanischen

Grabungen nicht

sicher

als protogeometrisch zu klassifizieren seien. In diesem

Zusammenhang sollte aber hervorgehoben werden, dass Blegen und seine Mit-

arbeiter während der Grabungen noch eine Siedlungskontinuität zwischen dem

Ende von VII b 2 und VIII angenommen hatten. Im Übrigen hielt das Blegen-

Team VIII für einen von Griechen bewohnten Ort. Blegens Position von einer

langen Siedlungslücke wurde für die nächsten Jahrzehnte fast zu einem Dogma in

der Troia- und Homerforschung; kritische Einwände wurden ignoriert.

3

Hertel 2008 (1), 58 m. Anm. 349; Abb. 39; ders. 2008 (2), 118 Abb. 19.

4

Hertel 2008 (1), 58 m. Anm. 348; Abb. 33.

5

Besonders Hertel 2008 (1), 158f.; ders. 2008 (2), 108 m. Anm. 114. 115.