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Seite 61

Informationsblatt 32 Dezember 2020

Beiträge und Berichte

ne Insel. […] Ich ging entlang der Küste, wo Ruinen, Artefakte

und alte Mauern auftauchen, das Küstenviertel [wahrscheinlich

das heutige als „Magon-Viertel“] und die Ruinen des Amphi-

theaters, die ich sehr liebte […]. Das Schönste in Karthago sind

[S. 14]

die großen Zisternen, von denen sieben, die modern

erscheinen, erhalten sind; darüber befinden sich kreisförmige

Löcher zum Wasserziehen [die Zisternen von La Malga] (Abb.

19). Nachdem ich im Meer gebadet hatte, näherte ich mich den

Leuten und fragte, ob sie irgendwelche alten Münzen hätten.

Einer von ihnen zeigte mir einige rostige und abgenutzte Mün-

zen, die ich aber nicht kaufte. Aber einer der Leute entdeckte in

diesem Moment einen Stein, auf dem sich eine gut lesbare In-

schrift befand, die ich für einen Rial erwarb. An der Küste gibt

es eine moderne Festung mit rostigen Kanonen.

In der Nach-

barschaft konnten wir die Fundamente einiger alter Gebäude

sehen. Ich war so müde, dass ich aber nichts mehr sehen wollte.

Ich nahm die Kutsche und fuhr in das Dorf Sidi Bou Said. Ich

war sehr durstig und trank Milch aus einem Tonkrug

.

Das Hotel

war schmutzig, und ich musste einen Rial für das bezahlen, was

ich getrunken habe. Auf dem Weg nach Tunis fand ich eine alte

Zisterne, von der große Überreste [diejenige von Dar Sanièt?]

überdauert haben.

[E.S.]

Tunis 4. Juni

Ich ging mit dem Diener des Konsuls und Herrn Ewans - den

Erlanger aus Paris mir empfohlen hatte - zum Bardo, um den

Gerichtssaal [auf Arabisch der „Mahkama“- Saal] zu besuchen,

in dem der Bey dreimal pro Woche Beschwerden annimmt und

Streitigkeiten löst. Der Eintritt des Beys wurde von einer ritu-

ellen Prozession begleitet. Er stützte sich auf ein langes Zepter

und Khaznadar ging an seiner Seite. Hinter ihnen die hohen

Würdenträger des Palastes. Die Prozession wurde zuerst von

einem Trommelwirbel und dann von Musik begleitet, die un-

gefähr eine Stunde dauerte. Der Bey saß auf dem Thron. Links

war Khaznadar und rechts sein Bruder. Der Bey trug eine fran-

zösische Uniform, einen Fez auf demKopf, auf der Brust und auf

der Seite befand sich ein sternförmiges Wappen mit Diamanten.

An seiner Seite waren die Sekretäre in zwei Reihen aufgeteilt,

während die Notare neben ihm saßen. Der Hof des Palastes war

voller Menschenmassen und nacheinander machten sie ihre An-

schuldigungen. Der Bey zeigte durch die Geschwindigkeit seiner

Abb. 18 – Die Stadt Karthago in punischer Zeit mit dem großen kreisförmigen Hafen („koton“)

Abb. 19 – Karthago, die riesigen Zisternen von La Malga, jetzt voll-

ständig ans Licht gebracht (Foto von Salah Jabeur)